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Nr. 177. (152). Regiments-Ordnung Maximilians I. (Augsburger Reichstag). - 1500, Juli 2.

RS. d. RA. II, S. 56—63.

Wir Maximilian von Gottes Gnaben Römischer König etc. bekennen öffentlich mit diesem Brief und thun kunt allermenniglich: Als Wir zu der Höhe und Würde des H. Röm. Reichs erwehlet und zur Regierung desselben kommen sind und nun vor Augen sehen bie erschrecklich und unabläßlich Anfechtung, so die Türken gegen der heiligen Christenheit viel Jar und Zeit geübt und dardurch das Griechisch Keyserthumb und viel Künigreich, Gewält und Landt in ihrem Gewalt und vom Christlichen Glauben bracht und also biß an bie Grentz Teutscher Nation ihr Oberkeit und Macht erstrecket, daß sie hinfüro mit mercklichen Gewalt Teutsche Nation erreichen, uberziehen und unter sich nöten möchten, und sich darzu ander Gewalt erhebt und mit grosser Heeres-Krafft in des Reichs Land gezogen, Stätt und Gebiet beträngt haben, daß alles zuvor der gantzen Christenheit, Uns und dem Heiligen Römischen Reich und allen seinen Ständen zu Zerstörung, Verwüstung und Verlust Seel, Würde, Ehr, Leibs und Guts begeren, wo mit zeitigem Vorrath und auch stattlicher That dargegen nicht getracht und gehandelt wird. Wann aber außwendiger Krieg gantz unvermöglich und unverfenglich, wo nicht vorhin redlich gut Regiment, Gericht, Recht und Handhabung wäre, auf denen als Grundfesten alle Reich und Gewalt ruhen, darum in Ansehung manigfaltiger Regierung der Land, auch durch die Krieg Fried und Recht nicht verhindert würden, mit einmütigem, zeittigem Rath und Willen auch Zugeben und Annemen der ehrwürdigen und hochgebornen, ehrsamen, edlen Unser lieben Reven, Oheimen, andächtigen und deß Reichs getrewen Churfürsten, Fürsten, geistlichen und weltlichen, Prelaten, Graffen, freyen Herrn und anderer Stend deß Heiligen Römischen Reichs haben Wir, hie auf gegenwertigem des Heiligen Reichs Tag versamblet, fürgenommen und beschlossen, wie und wo Unser und des Heiligen Reichs Gericht hinfür soll gehalten, auch Urtheil und Erkanntnüß daselbst ausgangen, volnzogen und beyde Fried und Recht gehandhabt werben, alles laut der Ordnung deß ersten Reichßtags zu Worms, auch nachfolgendt anderer Reichs-Täg, und jetzo allhie beschlossen.

§ 1. Und nachdem in der Ordnung der Handhabung Friedens und Rechtens deß vorigen Reichßtags zu Worms gehalten aufgericht under andern begriffen und eingeleibet ist, daß Wir, auch Churfürften, Fürften und andere Stänbe des Heiligen Reichs jährlich zusammen kommen sollen [1]. Von Volnziehung und Handhabung gesprochener Urtheil, der willkürten Außträg und Unsers außgeschriebenen und verkündten Landfriedens, auch anderer anliegender Nohtdurft der Christenheit und deß Heiligen Reichs zu handeln, haben Wir ermessen und betracht, daß die Ständt deß Reichs langsam und beschwerlich, auch mit mercklicher Mühe, Arbeit, Kostung und Darlegen zusammen geforbert werden und kommen mögen, und dann zu Zeiten merckliche Sachen ber Christenheit und dem Reich zufallen, denen der Verzug fast nachtheilig und schädlich ist, und die der Eyl bedörfen, dardurch dann zu Zeiten der obberürten und andern mercklichen obliegenden Sachen der Christenheit und deß Reichs mehr Versäumnüß und Hinderung dann Forderung und Außrichtung ermachsen mag. Darumb und damit solcher Verzug und Versäumnüß, auch der merckliche Kosten und Darlegen vermieten und zu ander Notturfft der Christenheit und des Reichs verhalten und desto förderlicher und embsiger von den oben angezeigten Sachen gehandelt und gerathschlagt werden möge, und auß andern redlichen Ursachen, Uns darzu bewegen, haben Wir mit zeitigem Raht und Willen, auch Zugeben und Annemen der vorgenanten Churfürsten, Fürsten, Graven, freyen Herren und Ständt zu Uns, oder wo Wir auß andern mercklichen Sachen und Geschäften persönlich darbey nicht seyn würden, zu dem, so Wir an Unser Stat setzen werden, der zum wenigsten ein Graf oder Freyherr seyn sol, zwentzig Personen aus dem Heiligen Reich Deutscher Nation zu Unserm und des Heil. Reichs Raht gen Nürnberg, da dann Wir und die gemelten zwentzig

Personen denselben Raht nicht anderst, dann auß mercklichen beweglichen Nothsachen nach

  1. S. oben Nr. 175, § 1 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_297.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2019)