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sein fürter biß an die Tonaw kommen, volgends mit sambt den Scordiscis (ist ain volk in teutsch landt gewest) widerumb zu rugk gewichen und mit irem könig Biorige oder Bolo und etlichen herzogen, sambt anderer irer herrschaft und

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vom gemainen adel, zwaimalhundert tausendt stark, iren weg durch Westphalen und Nidersachsen, diser zeit Frieslandt, genomen, und nachdem [3] sie über Rhein komen, haben sie die Eburones, so Plutarchus Ambrones nennt, und die Tungros, diser zeit Leutticher und Bräbanter, in ir buntnus

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und fürgenomen rais gebracht, sein also mit großer macht in Burgund, darin sie schlössern, stötten und flecken, was an dem wasser Rodano und derselben landsarten gelegen, großen schaden zugefüeget; fürter durch Frankreich über die montes pironeos, diser zeit der Runzeval[1] genannt,

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gezogen, und Hispaniam überfallen, darin sie vil stött geblindert; aber nachdem sie von den Celtiberis etliche mal geschlagen, sein sie widerumb in Frankreich, dozumal Gallia gehaißen, gewichen. In dem hinundwiderziehen haben sie nicht destoweniger

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ir pottschaft zu den Römern geschickt und sie umb land, darin sie wonnen und sich niderlassen mochten, angesucht und darbei ire freind und bundsverwandten zu sein sich anerbotten, darauf inen die Römer, als dozumal under in selbs unainig und misshältig, alles ir begern und freuntlichs

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ansuochen abgeschlagen. Darüber die Cimbri größlichen bewegt, sich mer starkten, machten mit Teutobocho, dem könig in teutschen landen, ain verstand, tailten sich darauf in zwen haufen, der mainung, an zwaien orten Italiam zu überfallen und nit allain Rom, sonder auch ganz Europam zu

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zwingen und under iren gewalt zu bringen, damit, was sie mit freuntlichem ansuochen, auch dienstlichem erbieten nit erlangen mögen, dasselbig mit gewalt zu erobern. Als sie nun auf Italiam eileten, zochen inen entgegen Papirius Carbo und Junius Sillanus, römische consules. Die wurden baid in Gallia

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in zwaien schlachten erlegt und Carbo erschlagen. Dessgleichen ward Cassius Longinus, consul, unlangs hernach von den Tigurinis, das sein die Zürcher, so mit den Cimbris ain verbundtnus gehabt, dermaßen überwunden, das die überigen überbelibnen Römer geisel geben und das halbtail irer



  1. d. i. Ronceval, lat. Roncivallis, thal in den Pyrenäen; die hs. hat Rhunczenal.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_003.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)