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könig Polo oder Biorige erschlagen und die Römer darauf ir läger geplündert, haben die [7] überblibnen zimbrische herzogen oder hörfierer, in latein duces genannt, etlich kriegsvolk, so ganz in ainer geringen anzal flüchtig und zerstrewt

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überbeliben, widerumb in der flucht zusamen gepracht, und demnach sie mit denselbigen sich verainiget und verbunden, seind sie nit mit geringer gefar und sorgen zu den Alpen und von dannen in teutsche land komen. Seitmals aber teutsche landt der zeit wenig, besonder was kalte,

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unfruchtbare örter, erbawen, und iren nit sonders vil, die auch der kelte nit ungewonn, dieweil sie auch kain anders haimbwesen hettend, so ließen sich der mererthail derselben am Schwarzwald aller nechst am ursprung des Negkers nider, welche art und gegne derzeit noch ganz ain wildtnus,

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unerbawen und ohne alle mentschliche wonung war. Damit aber frid und ainigkait dester beharrlicher under inen belibe, tailten sie sich in zwen haufen oder rotten, also das der obgemelt Negker sie underschaiden und ain ieder thail mit den seinen die aine seiten des wassers inhaben und mit

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seinem thail besitzen sollte. Fiengen darauf an zu raumen und zu seubern, auch schloß, stött, flecken und wonungen zu bawen, welche alle nach inen Zimbern genannt wurden. Es ligt noch auf dem ainen thail ain dorf in ainem tal, Rottenzimbern gehaißen, von wegen der ainen rott, die sich

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von den zimbrischen der enden nidergelassen. Dessgleichen ain ander dorf, gegen dem herüber, Zimbern im lechle genannt, dieweil es in ainem andern tal, wie in ainem loch, gelegen, ob deren ietlichem vor zeiten ain schloß gestanden, baide Zimbern gehaißen. Mer derselbigen art under sich

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ab iezt in der herrschaft Haigerloch ligt, aber ain dorf Hailigenzimbern, dieweil daselbs gar ain fürnemer tempel in der eer der abgöttin Diana gestanden, welche bei den alten, sonderlich von jägern und denen, so in großen gehülzen gewonnt, fürnemlich aber bei den Cimbris, so sich

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allermaist auf das waidwerk begeben, hochgehalten worden. Demnach aber volgends über vil hundert jar das landt in christenlichem glauben gevestnet und bestättiget, ward gedachter tempel, als noch ain gemeiner leumbd, auch wol glaublich, in die erst christenlich kirchen derselben

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enden verwendet. So ligt auch noch heutigs tags allernechst under dem schloß Zollern ain dörflin, Zimbern genannt.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_009.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)