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wissen oder doch dem kainen glauben geben; so ist doch zu wissen, das sich bei unsern vättern zeiten im landt zu Hessen begeben, das ain junger vom adel, genant der vom Dersy, uf das jagen geritten; zu dem ist ain schöne

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adeliche und wolgestalte fraw uf dem weg kommen, sie haben ainandern zugesprochen, sich also mit ainandern verglichen, daz er dieselbig fraw (gleichwol er nit gewist, wer sie gewesen oder wie sie gehaißen) zur ehe genomen und etliche schöner künder bei ir überkommen, under denen ain son

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gewesen, ain ansehenlicher hüpscher jüngling, der ist in seiner jugendt bei dem landtgrafen Wilhalmen von Hessen, des widerwertigen landtgraf Philipsen vatter, uferzogen worden. Den hat herr Gottfridt Wernher freiherr zu Zimbern, so dozumal auch am selbigen hof gewesen, wol gekennet,

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ine auch mermals hievon hören sagen. Derselbig jung edelman oder seine geschwistergit haben nit gewist oder erfaren mügen, wer iren muetter sey gewesen, wie sie gehaißen, von wann oder wahin sie kommen; dann iren muetter hat in der eheberedung lauter außgedingt und vorbehalten, das

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sie ir haußwürt, der vom Dersy, nit fragen soll, wer oder von wannen sie sey, dann so es darüber beschehen, werdt sie bei ime nit lenger bleiben künden, sondern müeß sich biß an jungsten tag von ime schaiden. Das hat er ir versprochen. Darauf haben sie etlich jar mit ainandern

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gehauset und künder bekommen etc., wie oblaut. Als aber die Saxen- und Hessenkerle müeßen saufen oder doch das vil jar im prauch haben gehapt, hat er sein hausfrawen in ainer vollen und dollen weis über sein glauplich zusagen, wer sie seye [1191] oder von wannen sie kommen, befragt,

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darauf sie ine, den hauswürt, auch ire liebe kündt, wie sie anfangs gesagt, verlassen, darvon komen und verschwunden, das grundtlich hievon niemandts sagen oder wissen hat künden, wie das beschehen, ist auch von kainem mentschen hernach nimmermehr gesehen worden. Gemanet mich

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fast an der Melusina handel. Dergleichen ist vor . . . . jaren herr Pettern dem Ringen von Staufenberg, rittern, mit ainer solchen faiin auch begegnet, wie das im druck ist und publiciert, darum ich hievon weiter nit melden will[1]. *[2] [1345] Also finden wir, das ain theurer, fürnemer ritter


  1. will] der verfasser erzählt diese Geschichte in den nachträgen dennoch, s. im folgenden.
  2. Vgl. darüber das gedicht: »Der thure ritter von Stoufenberg,« alter Druck, wovon ein exemplar in der bibliothek zu Donaueschingen; neue ausgaben von Engelhardt: »Der Ritter von Stauffenberg, etc. 1823«, und »Die Legende vom Ritter Herrn Peter Diemringer von Staufenberg etc. Hannover. Culemann. 1849«; vgl. Uhlands Schriften zur Gesch. etc. I. 505; Simplicissimus III, 153.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_028.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)