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unsers lieben herrn gepurt ain tausendt und achtzig jar, gar ain edler freiher, Berno[1] gehaißen, in leben gewesen, des stamens und geschlechts von Sigburg, welches schlos und herschaft seins namens vor dem Schwarzwald an dem

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Negker gelegen. Der het noch ain leiblichen brueder, herr Arnoldt genennt, die baide waren in gutem vermögen, dann sie domals neben der herschaft Sigburg auch das stättlin Haigerloch sampt seiner zugehörde inhetten. In solchem stättlin waren der zeit [A31b] zwai schlos, wie noch zum

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thail augenscheinlich; daselbst enthielt sich herr Arnolt merthails in seinem schlos. Dem gab auf ain zeit her Berno[2], sein brueder, etliche früchten zu behalten, vermaint, seitmals er die in seines brueders hus wol versorgt, sie solten im auch wol behalten sein. Aber herr Arnolt bewise sich

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hierinnen seins fromen brueders guetem vertrawen nach gar nit, sonder in denen cästen, darin sein brueder die früchten ligen, ließ er löcher in die bünen boren und also die früchten haimlichen abtragen. Solcher untrew, der sich herr Berno zu seim brueder nit versehen gehabt, nam er mit sovil mer

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beschwerde und kumer an, dann so es im von aim frembden und der im nit verwandt gewesen, widerfaren. Nachdem im dann kurzlich vorhin sein eelicher gemahel, ain freifraw von Kürnberg, on leibserben mit tod abgangen, und im gleich darauf sins brueders untrew widerfarn, setzet er

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im vestigclich für, niemandts anders, dann Got allain, zu ainem erben seiner zeitlichen güeter zu machen. Nu hette er in seiner herschaft ain dörfle, Reichenbach gehaißen, auf dem Schwarzwaldt an der Murg gelegen, welches grund und boden sein aigen. Dieweil dann sollich ort in ainer wildtnus

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und ainöde, derhalben zu ainem abgesonderten leben fugclich, verordnet er, das dohin, Got dem herrn zu lob und eer, auch zu merung seiner götlichen diensten, ain gotzhaws aufgebawen werden solt. Damit aber sollichs zu dem pesten vollendet, verfüegte er sich aigner person zu apt Wilhelmen

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von Hirsaw. Demselben [A32a] bevalch und übergab er das ernempt ort Reichenbach mit seinem begriff und aller zugehörde ganz frei und ledig, mit pit, das er sich der mhüe und arbait des bawens underziehen welte. Es waren bei diser übergab gegenwurtig als zeugen dise nachvolgende

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herren und vom adel: erstlichs herr Alberich, freiherr von


  1. Berno] AB Beriuo.
  2. Berno] AB hier u. ff. Berino.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_072.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)