Seite:De Zimmerische Chronik 1 076.jpg

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welches dann denen historicis bewist und alhie ain iedes insonderhait zu erzellen nit dienlich, auch ain verlengerung brächte.

* [1510] Es hat sich diser loblich kaiser wol leiden

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müßen von dem bapst und seinem haufen, ja auch vor denen, die uf seiner parthei gewest, hat er sich vilmals am allermeisten müßen in sorgen sehen, welche seine aigeste[1] feindt gewest. Das beschaint sich wol an bischof Hainrichen von Augspurg, der war hievor kaiser Hainrichs des

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dritten canzler gewest, nachgends dises kaiser Hainrichs des vierten preceptor und zuchtmaister, dardurch er am kaiserlichen hof in ain solche kundtschaft kam und sich im frawenzimmer so haimlich macht und demlet, das des kaisers leipliche schwester ain kindt bei ime het. Wie das dem

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kaiser fürkam, do nam er die schmach so hoch zu herzen, das er dem bischof allenthalben nachstallt. Wie nun derselbig in allen landen nit sicher, dann sich niemands sein in ainer so faulen sach annemen oder beladen wellt, do flohe er uf das schloß Falkenstain, zwischen Fießen[2] und

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Nesselwang gelegen, dasselb besetzt er mit seinen besten leuten und getrewesten diener, zudem das haus mit profiant[3] und allerhandt notturft uf ain lange zeit versehen. Nichts destoweniger, wie ine der kaiser daselbs erfure, do zoch er ime nach und belegert das schloß, das niemands mer uß

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noch hinein möcht. Aber das schloß war von natur und von gebew so stark, das, zu dem der recht winter uf dem hals, der kaiser mit gewalt nichs getrawte zu schaffen oder dem bischof was abzubrechen. Wie sich nun die belegerung so gar lang verzoge, do ward durch ander fürsten sovil

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getädinget und dohin gemitlet, das sich der bischof mit leib und gut in des kaisers hand stellen, dargegen aber so sollt er des lebens gesicheret sein. Solche mittel namen der kaiser und der bischof an. Hierauf gieng der bischof mit fünfhundert streitbaren menner, seinem kriegsvolk, vom schloß

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herab in des kaisers legere und wellt dem kaiser zu füßen fallen und abbitten. Aber der kaiser hat der welschen stuckle und absprung vil erfaren und gelernet, darumb, wie der bischof ins leger ankompt, do waren etlich verordnet, die ine entpfiengen und mit guten worten und wenig diener


  1. aigeste] vielleicht statt argeste.
  2. Fießen] die hs. irrthümlich Sießen.
  3. profiant] hs. profant; s. die citate im register.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_076.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)