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Nun lag er aber bei zwaien jaren im thurn, das er nie darauß kam, wist auch nit, wa er war. Wie aber etliche mal das luftloch oben im thurn offen stunde, damit der ungesunt und bös geruch zum tail ußer dem thurn geen

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mocht, do hörte er zu zeiten ein groß horn plasen, das er sich bedunken ließ, er het dergleichen vor mehr gehört. Einsmals fragt er den knecht, so des thurns hüetet und im zu essen bracht, wo das groß horn geblasen würde, und wiewol der thurnhüeter sollichs nit sagen welt, so verstuende

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doch der herr so vil ußer des thurnhüeters redt und ußer andern einfeltigen ursachen, das er sich bedunken ließ, er wist, wo er gefangen leg. Und uf ain andere zeit do fragt er den thurnhüeter abermals mit geschickten worten, von wannen er were, auch wie er hieße, und nach vilen reden

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und widerreden sprach der thurnhüeter, er wer ußer dem Lützeltall, so geen Geroltzeck gehörte, und wurden er und sein vatter gehaißen die Rüeblen. Allererst erkannt der herr von Geroltzeck, wa er gefangen lag und das gemelter Rüeblin sein aigen und hündersäß war. Hierum gab sich

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der gemelt herr dem Rüeblin zu erkennen und ermant ine bei seiner pflicht und aide, das er ime ußhulf, mit vil tröstlichen zusagungen, als auch im und seinen nachkommen volgendes ist gelaist worden; dann seine nachkomen noch uf disen tag in der herrschaft Geroltzeck in dem Lützeltal

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wonen und werden genannt die Rüeblin, haben auch vor andern hündersaßen sonderlichen vil freihaiten. Als nun der thurnhüeter vername, das er seines herren so lang in der gefengknus, doch seinethalber unwissendt, gehüet het, do sprach er zu dem herren, dieweil er sein naturlicher

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herr were und ime mit pflicht und aid verwandt, so wolt er ime mit Gottes hilf ußhelfen, wo aber das nit were, so welt er kain guet nemen oder ansehen, das er ime darvon hulfe. Und ainsmals uf ainen hailigen tag oder fest, do der merertail ußer dem schloß Lützelhart geen Selbach in ir

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pfarr gangen waren, auch der herr vom Lützelhardt nit anhaimsch, do half diser Rüeblin seinem herren ußer dem thurn, und volgends stigen sie baide an hasengarnen über die mauren uß und kamen für die porten geen Geroltzeck. Nun hett gedachter herr von Geroltzeck vier söne, so war

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auch sein ehlich weib noch in leben. Da beschickt bemelter herr seine söne, mit vermelden, er hett was allain mit inen zu reden. Wie nun die zu irem herren vatter her-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_128.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)