Seite:De Zimmerische Chronik 1 129.jpg

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auß für die porten kamen, do nam er sie uf ain ort, eroffnet inen, das er iren vatter wer und wie es ime hiezwischen seins abwesens ergangen. Er war aber in den zwaien jaren in der gefengknus so gar abkommen, auch so

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ungestalt und verendert worden, das in seine söne nit allain nicht erkennen wollten [1399] für iren herr vatter, sonder auch sie vermainten, er gieng mit betrüegerei umb, und sprachen, iren herr vatter were vor lengest verloren und todt. Als aber der vatter sahe, das ine seine sön nit

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erkennen wollten, do begert er, das iren muetter, fraw Adelhait, zu ime keme, wie auch geschahe. Und wiewol sein gestalt so gar entschickt und verendert, das ine sein gemahl an der gestalt und der rede auch nit erkennen kunt, so sagt er ir doch sovil warzaichen und haimlicher sachen

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an, das sie ine wol erkannt, und fiel ime mit großen frewden umb den hals, dann sie nit anders vermaint, dann er wer lengst todt gewesen. Darnach wandt sich die guet fraw zu iren sönen: »Und solt ir fürwar wissen, das diser ewer leiblicher vatter und mein gemahl ist.« Als die söne sollichs

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von irer fraw muetter vernamen, do fielen sie irem herr vatter zu füeßen mit großer bitt und entschuldigung, sie hetten ine nit erkennt, das er inen sollichs vergebe, welches dann der vatter güetlich thete und inen verzihe. Zogen darauf mit großen frewden mit ainandern in das schloß

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Geroltzeck. Und nach wenig tagen do schriben die gemelten herren von Geroltzeck irer freundtschaft, lehenmanen, verwandten und zugehörigen, denen erzellten und clagten sie, welcher gestalt der herr von Lützelhart gehandelt und den alten herren von Geroltzeck, iren herren vatter, in der

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gefengknus gehapt, der mainung, das er nimmer ledig werden, sonder in der gefengknus sterben sollt. Nach solichem zugen die herren von Geroltzeck sampt iren verfreundten und verwandten für das schloß Lützelhardt, das gewonnen sie und zerbrachens, wie man sollichs am burgstall noch

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sicht, welches dann die herren von Geroltzeck iezundt noch inhaben[1]. Wa aber dise herren von Lützelhard hinkommen, oder ob das geschlecht abgestorben, des findt man kain grundt, ußerhalb was der apt von Ursperg darvon schreibt.


  1. inhaben] eine im ganzen und in den einzelnen zügen auffallend übereinstimmende geschichte führt Liebrecht, Germania XIV, 387 ff. aus A. Borgnet, Guide du voyageur en Ardenne, Bruxelles, 1856, I. 391, an.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_129.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)