Seite:De Zimmerische Chronik 1 134.jpg

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dem war der burger ob und vor der tafel so frölich, so ererpietig, das billich ainer mit dem alten Freidank mögte gesagt haben:

Hach mich an und gib mich hin,
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Das ist iezo der welt sinn.

Nach dem imbis kam der burger mit hoflichen worten an den herzogen, sprechendt: »Gnediger fürst und herr, ich hab ain lange zeit ain kostlichs klainot in meiner kammer, allernechst hiebei, vil jar behalten, und biß anher hats

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niemans gesehen, solls auch niemands sehen, dann e. f. g. allain, dess sie auch nit rewen wurt; bitt underthenig, sie welle das zu sehen ußer gnaden nit verschmachen.« Der fürst war wundergern, het gern gewist, was es doch gewest, iedoch im nit gehewer bei der sach war, dann im sein

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eigen herz nichts guts vorsagt. Noch so schampt er sich, das ers sollt abschlagen, uf mainung, das im das in ain klainmütigkait und verzagte weis mögte ußgelegt werden; darumb bewilliget er. Also trueg man den guten fürsten in die cammer hinein zum dodt, wa im der allmechtig nit

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sonderlichen het darvon geholfen. Wie in nu die diener im sessel nidergesetzt, do trat menigclichen ab und bliben nur der herzog und der burger allain in der cammer. Wie bald nur die ander abgeschaiden[1], do zoch der burger ußer ainem casten oder behaltnus ain hautperment herfür, doran

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war gemalet ain blutige hand und ain schwert. Der fürst, wie er das gemelde ersach, do erschrack er nit wenig, wist auch nit, was solchs bedeuten söllt oder damit gemaint. Do sprach der burger ganz grimmig: »Fürst, du sichst die blutige hand und das gemalt schwert, also müßen uf disen

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tag meine hende in deinem blut vermasget werden.« Damit zoh er sein schwert schnell uß der schaiden und sprach: »Iezo stirbst du, fürst, von meinen handen und befilch dein seel dem allmechtigen!« Das nun zu verwundern und darbei die unaußsprechlich fürsehung und ewig weishait mög

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gespürt werden, in dem, wie der burger den stich fast und den iezo gleich uf den lamen herzogen, der im sessel saß und weder hand oder fuß regen kund, volfüren wolt, so klopfen herzog Rudolf und die rät an die cammerthür mit etwas ungestim. Ob das darum beschehen, das sie was

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gemerkt oder gearkwenet, das ist nit bewist, man finds auch


  1. abgeschaiden] hs. abgestaiden.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_134.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)