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Gerhard[1], war dises trewlichen laid, raiset ir nach herauß, der mainung, das er sie bei iren fründen, den [1551] margrafen, widerumb holen wollt und beiwonung thon. Aber der from fürst starb under wegen im Niderland zu Emmerich.

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Des wurden die kinder von ainandern gsondert, das frewlin ward in ain frawencloster gethon, so starb der jung herr auch bald hernach, also das ain unfal über den ander kam, und blib den margrafen die kappen, das menigclich von inen, auch irer dochter, schwester und basen sagt. Und wiewol

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es naturlich ist, das die weiber zun zeiten gleichwol sollten im sibenden monat geperen, auch die kaiserlichen recht vermögen, das ain ieder eheman ain solche gepurt als legitimam[2] annemen muß, so musten doch die margrafen hiebei sichtbarlichen die straf Gottes greifen und sich in irem aignen

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unfal getresten, wie sie mögten, und musten mit irem unfal und verdienten straf andere geschlechter der zeit auch unfelig machen, das sich dann sonderlichen bei disen herzogen von Holstain erzaigt und ain ursach gewest, das ir geschlecht zu abgang geraten. Man sagt, dise margrefin hab den

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herzogen von Schleswig und Holstain gar ungeren genommen und soll ain anderer im spil sein gewest, nemlich herr Hanns freiherr von Hewen. Der war am margrafenhof erzogen worden; sein vatter hieß her Petter, war ain ritter, sein muter Anna war grave Haugen von Werchberg[3] und

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Hailgenberg und dann ainer burgrefin von Nürnberg dochter. Denselbigen her Hannsen von Hewen soll dise margrefin haimlichen genommen haben. Darbei laß ichs bleiben. Ob dann schon nit vil glücks darbei gewest, das ist kain wunder. So bald sie widerum herauß kam uß Holstain, do

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ward sie eingesetzt und die übrige zeit ires lebens zu ..... fenglichen enthalten. Sie starb in der gefengnus (ward doch zuvor blindt) in großer miseria und ellend; darvon mögt ain rechte tragödia geschriben werden. Und wiewol dise sachen lenge halben der zeit bei uns in ain vergess kommen

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und geschwigen, so wurt es doch in den holstainschen historien als ain ehehafte behriben und sonderlichen von hern Johannsen Petersen[4] in seinen alten verzaichnussen vorfonden.


  1. Gerhard] hs. Gerhards.
  2. legitimam] hs. ligitimam.
  3. Werchberg] d. i. Werdenberg.
  4. Petersen] Chronica der Lande Holsten, Stormarn, Ditmarschen und Wagern. Frankf. 1557. 20.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_181.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)