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fangen, welche vorhin zu Sant Jörgen auf dem Schwarzwaldt von etlich hundert jaren her biß auf ernembte zeit gewesen und erstlichs daselbst anno 1054 angefangen hat.

* [1474] Ich muß disem capitel anhenken, das ain

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Messkürcher neben andern hat helfen das closter Königsfelden ufrichten. Das hat die gestalt gehapt. Des römischen königs Alberti gemahel, ain herzogin von Kernten, hat nach ires herren entleibung das closter Königsfelden gestift; ist aber anfangs nur ain capell gewest an dem ort, wo[1] der

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könig war umbbracht worden; darneben nur ain bruderhaus. Darein kamen erstlichs zwen brüder, der ain hieß bruder Clas von Bischofszell, der ander war ain edelman, ain Strobel von Oftringen, war auch des römischen königs Rudolfen cammerdiener ainer gewesen; und als derselb zu Losanne

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vom bapst Gregorio gekrönet worden, het er in scharpfen und sorglichen rennen groß er eingelegt und alles überwonden. Nit[2] waiß ich, ob er was verhaisen oder in sonst war ain rewkauf ankommen, er gieng in sich selbs [1475] und wollt die welt auch überwinden, nam sant Franciscen

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orden an. Gleich bald kamen noch vier brüder zu inen, mit namen bruder Jacob Erber, bruder Friderich von Messingen, bruder Burkhart von Messkürch und bruder Martin von Schaffhausen. Dise sechs haben disem königclichen closter und stiftung ain anfang gemacht, dann bald hernach

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hat obgehert königin mer dohin gebawen und das closter mit gaistlichen stillen frawen von Söflingen[3], s. Claren ordens, besetzt, auch den ersten stein gelegt in beisein herzog Lupolten von Österreich und dreier iren dechteren, der künigin von Ungern, herzogin von Calabria und grefin von

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Öttingen. Under denen dreien ist die künigin von Ungern, Agnes, über etlich jar hernach, als ir fraw muter gestorben war, dohin kommen, auch ir lebenlang aldo in witwenstand verharret. Dieselbig ist von jugend uf ains[4] gaistlichen und gütigen lebens und wandels gewest; dann als sie ain kurze

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person, was dann für klaider an iren schwester verderpt, das ward ir angemacht; solchs nam sie vergut uf. Man wolt ir ain Remer, ain Columneser, vermeheln, welcher gleichwol reich und ser mechtig, darneben aber het er die besen gebreuch der Remer, wie das geschrai von im ußgieng,


  1. wo] hs. wie.
  2. Nit] hs. mit.
  3. Söflingen] wohl so statt Stefflingen der hs.
  4. ains] hs. ain.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_190.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)