Seite:De Zimmerische Chronik 1 191.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

das er nit ain guter frawenman sollt sein. Wie ir nun das fürkam, do hett sie ain so groß abschewen ab im, das sie unser lieben Frawen neunzig tausent Ave Maria zu betten verhieß, damit der heurat nit firgieng. Also erhert sie unser

5

liebe Fraw, das könig Andreas von Unger nach ir warb; dem ward sie auch geben mit vierzig tausendt mark silbers. An dem könig het sie ain gemahel nach irem wunsch, wiewol sie nit kinder bei ainandern, schafft, das er, wie man sagt, lam im heft war und kain guten closterknecht het geben.

10

Er lept bei ir wenig jar; wie er aber sterben, do besannt er sie, bat sie, wittwenstand zu halten; vermaint gleichwol, es wurt nit wol sein künden, seitmals sie ains römischen königs dochter und noch ganz jung, fürs drit mit großer barschaft versehen. Er gab ir auch underweisung, wie sie

15

ire güeter wider sollte[1] sicherlichen ußer Unger bringen. Darauf fur der from künig zum alten haufen. Groß gut hat bemelte[2] kinigin mit herauf gepracht, wiewol sie um vil ist betrogen worden. Es hett ir der könig acht tausend mark silbers vermacht; so het sie achthundert klainater,

20

darunder das maist achzig mark, das wenigest aber zwainzig mark silbers wog. Noch dann des tags, als der könig gestorben, do must sie etliche klainoter, die zu irem leib gehörten, versetzen, brot, wein und ander notturftige sachen darum zu kaufen. Bald hernach und noch bei leben ires

25

herrn vatters, könig Albrechts, kam sie wider in Österreich. Da hett sie vil gemainsame mit ainer hailigen gaistlich clostnerin, die sagt ir under ander, das ires herr vatters, des romischen königs, blut uf seinem aignen ertrich sollt vergossen werden und an derselben statt sein leben enden.

30

Dise weissagung der clostnerin hat sie irem herr vatter nit verhalten; der hat in[3] großmutigkait darauf geantwurt: »Wiss, mein dochter, das ich nit anders das beger, dann durch der gerechtigkait willen uf dem feld und in dem meinen als ain ritter zu sterben.« Es stand hernach nit[4] vil zeit an, der

35

remische könig ward von seins bruders son, herzog Johanns, mordlichen umgebracht. Nachdem aber die römisch königin Elsbeth das closter Königsfelden gestift und mit dodt abgangen, do kam ir dochter, die wittib von Ungern, von der iezo vil gesagt,


  1. sollte] hs. sollche.
  2. bemelte] hs. bemelten.
  3. in] hs. ir.
  4. nit] hs. in.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_191.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)