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güeter alle uf sein schwester, so Baschion von Ehingen gehapt, gefallen; der hats vil jar besessen und hat ain ainigen son gehapt, Jacob, der hat sein fromen alten vatter, als der im seine dorheiten undersagt, bei unsern zeiten zu

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Elzach umbgebracht. Die muetter hat ime haimlich darvon geholfen und, wie man sagt, so hat er kain mangel. Sie schickt im gelt und anders, wiewol er entritten und an kainem ort bleiben dorft. Ist schad, das im ain solchs groß parricidium also ungestraft soll hingeen, verhoffenlich, er werde

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noch keins rechten tods sterben. Das ain große suspition seiner muetter halb gewesen, dess hat dise that nit ain klaine anzaigung geben. Die güeter sein zertrent und an seine schweger gefallen; so hat sich die regierung zu Enshaim auch nit gesaumpt von des haus Österreichs wegen. In

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somma, es is kain glück mehr alda gewesen. * * [1187] Umb die zeit Caroli quarti und darvor ist zu Preisach in leben gewest ain reicher burger, genannt Martin Malterer[1], welcher in der jugent das metzger handtwerk getriben und damit ain solche narung bekommen, das er

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hernach das handtwerk ver[1188[lassen und seiner gülten und jhärlichen einkomen sich beholfen hat. Er het aber die beschwerdt, das er kain künd nie gehabt, war auch deren kains mehr gewertig; derohalben wol gedenken kunte, das seine güeter nach seinem todt, hin und wider auch villeucht

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an ort und ende, da er das nit hin gunte, zerstrewet müesten werden. Derselbig gieng uf ain zeit in solchen beschwerden und gedanken zu Preisach an den Rein spazieren und, als er ain guete weil hin und wider geet, sicht er, sonder zweifel ußer schickung Gottes, ain kleins schifflin den Rein herab

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fließen. Dieweil nun dasselbig nit sonders ferr von ime, auch niemands darin, sonder allain ain wiegen und ain truchen ersahe, ließ er im die vischer, so ungeferdt alda, das schiefflin uffahen. In welchem fande er ein wiegen und darin ein lebendigs jungs kneblin, darab er sonders erfrewt.

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Ließ das kündt sambt der truchen und allem, so er im schiefflin gefunden, in sein haus tragen. Als nun die truchen geöffnet, fandt er nit ein kleine barschaft an gelt, dessgleichen von schönen perlen und edelgestain etwas namhafts, darneben auch ain geschribnen brief des inhalts, das solch


  1. Malterer] vgl. über ihn Rosmann und Ens, Geschichte der Stadt Breisach s. 220 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_196.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)