Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
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pratiken nit wenig schreckens empfangen, hat er doch mit gutem beschaid den potten widerumb abgefertigt und, unangesehen das er sein gemüeth gegen niemandts eröffnet oder sich ainicher gefar vernemen lassen, hat er doch
´nichtsdestoweniger, mitlerweil und der bestimbt tag komen, die stat in großer hut und haimlicher verwarung gehapt. Als die bestimbt zeit erschinen, ist die herdt vichs an gewonnliche ort und ende für die stat hinaus uf die waid getriben worden; demnach aber anfengclichs wenig der feindt im
veldt sich sehen ließen, welche dann die hert vihe mit gwalt darvon triben und die hürten übel schlugen, ist ain lerman in der stat entstanden, dann merthails burger des willens waren, denen feinden nachzeilen, ob in glicken, das sie denen iren eroberten raub wider möchten abjagen. Sollichs aber
wolt inen der burgermaister kainswegs bewilligen, auch vil weniger die verwarten, beschlossnen porten öffnen lassen, sonder bericht sie der gegenwurtigen gefarlichhait, auch was der feindt anschleg [133] weren. [A96a] Durch solchen bericht ward die gemaind domals gestilt und von irem
fürnemen abgehalten. Als nu die feind gesehen, das ir anschlag geöffnet, auch das sie des orts nichts mer schaffen künden, seind sie aus denen helten, umb die statt gelegen, darin sie sich versteckt gehabt, wider zusamen geruckt und abzogen, dermaßen das die von Pfullendorf sollichs ab den
thürnen und mauren wol sehen mögen. Gleich hernach haben die von Pfullendorf sich bei andern stetten und nachparn sovil beworben, auch mit sollicher fürsichtigkait gehandelt, das sie hinfüro dergleichen überfals und untrew überhebt, bei dem reich beliben sein. Von solcher handlung
wegen, auch der getrewen nachpurschaft herrn Wörnhers haben die von Pfullendorf ain sollichen nachpurlichen und guten willen zu dem zimberischen geschlecht überkomen, das sie zu eewiger gedechtnus der sach geordnet, iedes jars auf den tag, als die stat, wie obgehört, eingenomen solt
worden sein, ain hochmal zu halten; zu solchem haben sie die herrschaft alle jar geladen, welches lange zeit also pliben. Nachgendts ist solch hochmal uf kain gewissen tag im jar, sonder, wann sie ire jarrechnungen vor weihenechten beschlossen, phlegen sie diser zeit solchs zu halten[1].
* [1507] Es ist umb dise zeit den stetten seltzamlichen
- ↑ halten] vgl. Walchner, Pfullendorf s. 10 ff.
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_209.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)