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beschicht, gehauset. Als aber herr Wernher über alle ire hoffnungen wider zu land kommen, sein sie dessen nit wenig erschrocken. Wie nun her Wernher sollichs vermerkt, hat er in gar wenig dagen hernach von seinen amptleuten

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rechnung, deren jaren er nit zu land gewest, ernstlichen begert. Wiewol sie nun sich dessen gar nit versehen gehapt, vil weniger nach gepür gefast gewesen, noch dan, als er die rechnung so ernstlich begert, haben sie im die thun müßen. Under andern, als der vogt zu Mösskirch rechnung gethon,

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hat er mit andern posten, so er im einnemen verschlagen wellen, keiner hüner noch hennen oder auch air meldung gethon. Als aber die rechnung zu ende gepracht, hat her Wernher den vogt ernstlich befragt: »Wo sein aber die hüner und air hinkommen?« Des ist der vogt so übel

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erschrocken, das er nit gewist, was er antworten. Letstlich, als er wider ein herz gefast, hat er in einem schrecken gesagt: »Gnediger her, die hüner und air waren faul und schmeckendt und man warfs zum fenster hinauß.« Solcher antwort hat her Wernher gelachet, und als er wol gesehen,

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das dieser zeit kein richtigere rechnung verhanden, hat er die passirt und hingehen lassen, und ist ain beispil, das die alten kaltsinnig und ganz bedechtlichen[1] gehandlet haben. * [1236] Man findt, das herr Wernher freiherr zu Zimbern in aim jubeljhar geen Rom sei gezogen, doch ist nit

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grundtlichen bewist, in welchem jhar das beschehen. Und dieweil vor jharen die herrschaften, so zu solchen zeiten Rom und die hailige stett besucht, oftermals mit allerlai aplas, indulgentien und andern gaistlichen gnaden und freihaiten begapt worden, so hat bemelter herr Wernher uf dismals

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auch indulgentias erlangt: uf jede sampstag zu nacht, so die priesterschaft zu Mösskirch nach der vesper über die greber gat; dergleichen das er, auch seine erben, sampt allen zimbrischen underthonnen in der vasten megen schmalz brauchen, so gleichwol hievor der mererthail in teutschen

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landen vom gemainen mann zu solcher zeit kein schmalz genossen, sonder allain des öles sich behelfen mießen. * [A98b] Sein gemahel, fraw Brigita, geboren freiin von Gundelfingen, lebt etliche jar in witwen staat nach ires herren seligen tod. Sie het noch ain schwester[2], frole

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Margreth genannt, die ward, nachdem sie erwachsen, hern Ai-


  1. bedechtlichen] B verdechtlichen.
  2. schwester] B dochter.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_213.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)