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derselbigen leuchter ein zu sich genomen und damit für die capellen herauß gangen. Do hab er sein ross gesatlet und gezeumpt gefunden, darauf er gesessen und in eil darvon geritten; er sei aber nit weit für die statt hinauß kommen,

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do haben im ein großer haufen leut zu ross und zu fueß nachgeilt und sich understanden, im den leuchter widerumb abzujagen, denen er mit seinem raub zu entrinnen sich höchlichen beflissen; sei so gar genottrengt worden von allen orten her, das er durch ain hochgericht, ja under ainem

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gerichten mentschen zwischen seinen bainen hindurch hab müeßen hinreiten. Wie aber dasselb beschehen, do hab in der hangend mentsch mit den schenkeln gehept und also beschlagen, das er seines undanks bleiben must[1] und nit weiter kommen kinden; dardurch seien die nacheilenden so

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nahe zu im kommen, das in im schlaf nit anders bedeucht, dann derselbigen einer werf im ein beihel in rucken mit sollichem schmerzen, das er über sein ross abfall und im der leuchter entpfall; den nem derselbig wider zu handen und reit darmit darvon. Wie im sollichs, als iez erzellt,

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getraumpt, do hat er im schlaf ein sollichen unmentschlichen schmerzen befunden, das er darab erwacht und überlaut hat anfahen zu schreien, darvon sein gesell, der neben im im bet, und ander in der cammer erwachten. Es stunde auch menigclich uf in der herbrig, und lief man mit liechtern zue.

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Do hat er mit ainem jemerlichen geschrai und großem schmerzen sein traum erzellt und was ime im schlaf traumendt begegnet, hat sie damit das beihel, so im noch im rucken gesteckt, sehen lassen. Das bet ist aller voller schweiß gewest, darab sie alle nit wenig erschrocken; haben das

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beihel gesucht und, wie er inen gesagt und das gezaigt, warhaftigclichen also funden. Uf sein begern ist nach ainem priester geschickt; der hat in zu beicht gehört, auch mit den hochwürdigen sacramenten versehen, und ist darauf in wenig stunden mit großer rew über seine sündt gestorben

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und zu Tinzen in der pfarrkirchen begraben worden. Wie [1324] wol nun dise geschicht bei vilen ein schlechts ansehen und für ungleublich mag geachtet werden, iedoch so ist ain sollichs dem bösen gaist nit unmüglich, sonder, da ain mentsch so ruchlos und den bösen feindt in sein hilf

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berüeft, was wunders sollt es sein, ob schon der allmechtig


  1. must] hs. muß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_244.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)