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het. Die erschinen nun alle gehorsamlich, das niemandts außblibe, der nit ehafte und genugsame ursachen seines nitkomens fürbrachte, dann allain die von Sulgow. Wie nun der herzog seiner underthonnen gehorsame ain groß

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gefallens truege, so fragt er doch, außer was ursachen allain die von Sulgow ußbliben. Do wardt im gesagt, es weren ire aman und burgermaister nit anhaimsch, sonder in ain badt gezogen. Das nam der herzog zu eim sollichen großen misfall, das er die von Sulgow solcher liederlichkait und

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verachtung halb ainstails irer freihaiten entsetzt, sonderlichen aber daz sie hinfüro zu ewigen zeiten kain hochegericht sich gebrauchen sollten. Das wurt also und mueß uf heutigen tag gehalten werden, und da sie ain dieb ergreifen, richten sie den selbigen armen man an ainem baum, der

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sonderlichen darzu verordnet ist worden von vil jharen here. Zu unsern zeiten ist der selbig baum aller dürr, allain der ast, daran man richt und justiciam exequirt, der ist grün, welches doch wol zu verwundern ist und von vil leuten also ist gesehen worden. Bedarf derhalben bei denen von

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Sulgow nit vil disputierens, ob ir hochgericht uf des reichs boden stande, oder nit, dann von alter herkommen, das alle hochgericht, so undermauret, oder uf seulen steen, uf des reichs boden, die aber, so in die erden eingelassen, oder in boden eingraben, die gehören den fürsten, herren, edelleuten

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oder andern zu, so vom reich regalia und den ban über das bluet haben.* Umb die zeit ungevärlich hat sich ain wunderbarliche geschicht zu Messkirch begeben, die ich kains wegs umbgeen oder unangezaigt kan lassen. Auf ain nacht haben

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drei verwegen gesellen, burgerssön, in aim haws, in der undern stat am [168] graben gelegen, mit ainandern zecht, und als sie trunken worden, haben sie aus mutwillen, welcher under inen dieselbigen nacht ain dotten kopf us dem bainhaws hollen solle, gespilt. Also hats der, so am

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verzagtesten under inen gewesen, verloren; aber damit er für fraidig geachtet, ist er allain in der nacht hinauf zum bainhaus, da iezundt sant Veiten capell steet, gangen, und wie er doch mit aim erschrocknen herzen ain dotten kopf nemen wellen, hat ine ain solche gehe forcht umbfangen, das er,

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ganz erschrocken, widerumb von dannen [A124a] geflohen. Damit er aber nit als forchtsam von seinen gesellen verdacht, hat er widerkert und abermals den dotten kopf mit

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_268.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)