Seite:De Zimmerische Chronik 1 287.jpg

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mich noch kennen!«, dann er het sie in vil jaren nit hören megen. Damit zohe er durch Hochmessingen one allen nachtail der pauren, die auch sonderlichen erfrewt wurden, da sie ine kannten, und das er seiner langwürigen gefenknus

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erlediget. Er kam mit seinen reutern neben der statt Oberndorf hin in das Neckerthal, des willens, geen Hechingen noch selbigs tags zu raisen. Wie nun das geschrei geen Oberndorf kam, das der grafe wider bei landt, der dann der herrschaft Zimbern insonderhait mit freuntschaft und

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gueter nachpurschaft verwant war, do gieng im die priorin, sie war ain edle von Melchingen ab der Alb, sampt dem ganzen convent im closter mit groser ceremoni in ainer procession entgegen. Die wüntscht im von ir und des convents wegen vil glücks und lobet Got umb sein erledigung.

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Der grafe dankt ir und fragt mit großem gelechtert, ob sie auch noch so gern rücklingen im prett spilet und das flaisch zwischen den painen helf außwegen; schimpfet also mit ir; villeucht war er vorhin auch im garten gewesen. Die priorin lachet der red und sprach: »Ach, gnediger herr, wie

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seind ir noch so ain böser man?« Der graf antwurt: »Fürwar, mir ist nicht so laidt, als das ich so bös bin«, damit zoge er mit seinen reutern für und kam geen Haigerloch und Sulz[1]. Er war ain böser kindsvatter, dann bei seinen zeiten

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und von seiner unruw wegen ist die grafschaft Zollern in verderblichen schaden komen, das sich seine nachkommen in vil jaren nit wider haben megen erholen. Seins brueders sone, grafe Jos Niclas, hat das zerbrochen schloß Zollern mit steur der freundtschaft widerumb erbawen, und haben

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die baid geprüeder, herr Wernher und herr Gotfridt freiherren zu Zimbern hieran ainhundert guldin an irer gepurt geben, wiewol solche und andere freundtschaften bei unsern zeiten wenig von den grafen von Zollern erkennt oder bedacht werden. An solchem baw haben schier den

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merertail christliche potentaten ir steur und handtraichung gethon, die sein mehrtails hierum geschriftlich ersucht worden, darvon ich mertails copeien gesehen, insonderhait herzog Philipsen von Burgundt und dann dem könig von [1307] Poln. Es hat auch herzog Albrecht von Österreich etliche silberne


  1. Haigerloch und Sulz] correctur von anderer hand für das gestrichene »Hechingen«; man sollte eher Sulz und Haigerloch erwarten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_287.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)