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fürcht, das er sie wenig leut hab sehen lassen, und da gleich frembde herren oder andere zu im uf Zollern kommen, oder auch im sonst die mirmidones[1] in schedel kommen, so hab sie in ein kleins stüblin müeßen geen, darin sie biß

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zu seinem gefallen und vernüegen bleiben müßen. Vilmals, damit sie auch in kurzweil, oder doch was zu schaffen hab, hat er ir ain klaiderbürsten geben, mit bevelch, sie solle im die bürsten mit fleiß zellen und ime zu seiner widerkunft die zall der bürsten aigentlichen anzaigen. In ainer solchen

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strenge und herte hat er die guet grefin, sein weib, gleichwol irenthalb unbeschuldt, vil jar gehalten. Was er aber mit ainem sollichen unwesen ußgericht, oder bei ir für ain gueten willen erlangt und behalten, das ist fürnemlichen bei dem abzunemen. Als der graf hernach anno 14[39][2] zu

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Hechingen mit todt abgangen, und man den cörpel gen Stetten zu begrebt gefüert und man vermaint, sie wurde sich übel umb den herren gehaben und groß laid erzaigen, do hat sie die par belaitet biß für das stetlin Hechingen zu der linden, da ist sie widerumb zuruckgangen, sprechendt:

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»Wolhin mit im zur erden in aller teufel namen, er soll mich hinfür mit ruwen und zufriden lassen!« Kurzlichen darnach, dieweil ir der erst heirat mit Zollern nit war nach irem gefallen gerathen, do wagte sie's mit grafe Sigmundten von Hochenberg, mit dem vermehlt sie sich. Er, graf

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Sigmundt, saß dozumal zu Ebingen im stetlin und war der letzst seines stammens und nammens. Sie het nur ain dochter bei [1308] im, hieß Margret, ward hernach schenk Geörgen von Limpurg vermehelt. Aber ain gemahl het sie an im nach irem wunsch, und het sie Got wol nache ires

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leidens ergetzet, dann graf Sigmundt gar ain holselliger, sittiger und frommer graf war. Solch lob hat er mit ime under die erden gepracht, und dem nichs gemangelt, dann manlicher leibserben. Wer ist aber der, so waist des herren willen, oder seiner ordnung kan ain maß geben? Grave[3]

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Sigmund starb zu Ebingen anno 1486; sepelitur in monasterio monialium prope Nagolt[4]. Fraw Ursula starb anno 1476[5]. Bei wenig jaren haben wir auch ain sollichen unleiden-


  1. mirmidones] hier = ameisen, von μύρμηξ.
  2. 1439] die minderzahl 39 ergänzt; er starb nach Barth, Hohenzollernsche Chronik s. 160, den 21 Sept. des genannten jahrs.
  3. Grave] bis 1476, [z. 36] von anderer hand beigefügt.
  4. Nagolt] d. i. im kloster Reuthin, s. Schmid, Hohenberg s. 324.
  5. 1476] Schmid a. a. o. kennt das jahr nicht genau.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_289.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2018)