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leben so rauh gegen iren liebhaber gewest und die alle, so iren zu der ehe begert, ußgeschlagen und verachtet. Also hat der teufel hin und wider seine vasnachtleut.

Vor jaren, bei zeiten des eltern königs[1] Francisci von

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Frankreich und bei regierung seines sons, könig Hainrichs, war in Frankreich und am hof nichs mer sünd oder unrechtens, dann ain solliche weipliche schamhaftigkait. Was das für ain erbers regiment bracht und ain zucht im land erhalten, das ist wol zu erachten. Man sagt glaublich, könig

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Hainrich hab ain schene dochter allein der ursach, das sie aim türkischen ambasiador sich verwideret zu willen werden, darzu er sie verordnet, in aim zorn umbracht. Das sollt fürwar gehorsam leut im frawenzimmer geben haben. Solch hendel sein ime nit seltzam oder ungewon gewesen. Als

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er nach absterben seins herr vatterns in die regierung getretten und auch ins herzogthum Anjow kommen, gen Angiers, in die hoptstat selbigen fürstenthumbs, alda es dann über alle maßen schene weibbilder hat, was sollt beschehen? er ließ ain turnier und gestechen im schloß daselbst anrichten,

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seitmals darin ain großer, weiter hof ist. Es kammen die furnembsten weiber und jungkfrawen sampt etlichen burger auch hinein, die ließ man mit willen passiren und dem ritterspil zusehen. Uf den abend gaben etlich, so vom künig darzu beschaiden, den mannen erlaubnus, sich wider in ire

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heuser zu begeben, aber under dem weiberfolk do warden under ainer großen anzal zehen oder zwelf ußgehemlet, so die schenesten; die warden geladen, thor beschlossen, und mußten dieselbig nacht im schloß bleiben; zu achten, es seie iren ains thails nit so gar unlieb gewesen. Was sie

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dieselbig nacht haben müeßen verrichten im schloß, das kan kainer grundtlichen sagen, aber doch wol zu gedenken, sie haben nit im bret gespillt oder holz müeßen scheuten, sonder ir steur auch zum nachtturnier thun müeßen. Die Chremetes haben müeßen stil schweigen und zufriden sein.

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Am morgen hernach, apres le desjuni[2], hat man inen ire weiber und döchter widerum zukommen lassen. Wer wolt auch bei so frommen leüten, als könig Hainrich und etlich seiner cardinäl und familiarn, was args oder bes künden gedenken; zu dem, sy beschehen, was do welle, so hat es

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doch inen Got lob am spinnen nichts geschadet. *


  1. eltern königs] hs. elter könig.
  2. desjuni] d. i. déjeûner.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_327.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)