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Hailgenberg begeben, dann es hat grave . . .[1] vom Hailigenberg ein grefin von Kirchperg vermehelt gehapt, die hat er in ainem bezig mit seinem schreiber, gleichwol mit unschulden, gehapt, dann es ain erliche und frome grefin gewesen, die

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den merertail, wann sie [1214] weil gehapt, in sant Felixen capellen zum Hailigenberg in irem stuel gesessen und gebettet. Aber der graf hat seinen schwetzern, die der grefin abgünstig gewest, zu vil glaubt, das er sich uf ain zeit also von inen hat lassen ufreden, das er in ainer unbesinten weis

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mit bloser were in die capellen geloffen und die guet grefin, die in irem betstuel allain gesessen und ir gebet volbracht, mit der were erstochen und umbbracht hat. Man sagt, als sie gesehen, das sie sterben müesen, und kain bit oder verantwurten helfen wellen, do hab sie ain stainin fensterpfosten

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beim stuel, so sie gebet, daran ain hilzin crucifix der zeit angeheft, in beide arm erwüscht, das gehalten und, sich Got bevelchende, dem todt ergeben. Der graf hat nach irem absterben grundtlichen erfaren, das er ir gewalt und unrecht gethon, und als ine ain großer rewkauf ankommen,

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ist doch ine hernach oder auch alle die, so zu solcher that geholfen oder befürderung darzu gethon, kein glück mer angangen. Der betstuel und die wandt, da die from grefin umbkommen, ist von irem schwaiß bezaichnet worden, das hernach nimmermehr abgeen oder sich hat lassen ußwischen.

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Bei den grafen von Werdenberg hat mans zu ewiger gedechtnus der sachen bleiben lassen, aber graf Friderrich von Fürstenberg, als im der Hailigberg worden, do hat ers abermals lassen verweißen, nachgends sein son, graf Joachim, aber iedes mals ist es widerumb herfür komen, und haftet

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kein weiße darauf, wie ich das vil mit fleis beschowet hab. Gleicherweis man zu Gaispitzen im schloß noch bei wenig jaren gesehen in ainer stuben die masen und der schwaiß uf dem pritterboden von dem Beger, dem letzsten seins geschlechts, den Friderich Beck entleipt, darzu ime doch der

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Beger größlichen ursach gegeben. Man hat den schwaiß in der stuben kainswegs kinden ußwischen oder ußfegen. Also auch uf dem Asperg, im landt zu Würtemberg, do hat Hanns Leonhart von Reischach sein hausfraw, war aine von


  1. grave . . .] entweder Heinrich III, dessen gemahlin Bera, tochter des grafen Konrad von Kirchberg, war, oder Hugo VII, der die gräfin Bertha von Kirchberg zur frau hatte.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_344.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)