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* [1331] Ain sonder capitel, in caput von fraw Ita von Dockenburg anzuhenken.

Es hat sich fast ein gleichförmige sach, gleichwol vil elter und schier wunderbarlicher, wie man das glaublichen

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in historiis findt, begeben. Es hat zu den zeiten und bei regierung kaiser Otten des großen gelept ain mechtiger graf des geschlechts von Leiningen, wie dann bewisst, das sollich geschlecht vor jaren mechtig und reich an landt und leuten gewesen; haben auch vor gar alten zeiten nur die

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grafen von der Linden gehaisen, wie sie noch heutigs tags ein lindenbaum uf dem helm fieren. Wie aber derselbig graf von Leiningen mit seinem taufnamen gehaisen, das ist lenge halb der zeit und das unsere vorfarn so gar nichs irer sachen verzaichnet, und vor liderlichkait in vergessen

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kommen. Dem ist ain ehrliche grefin vermehelt gewest; wie man ußer vilen vermuetungen abnimpt, so ist sie ain grefin von Daxpurg gewesen, [1332] gleichwol man das grundtlichen nit wissen kan, seitmals die baide geschlechter Leiningen und Daxpurg zum oftermals zusamen haben geheirat, biß

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doch Daxpurg zu letzsten durch ain heirat gar an die grafen von Leiningen kommen. Und wiewol die grefin, sein gemahl, sich erlich und wol, wie sich gepurt, gehalten, iedoch hat der graf für und für was argwon irenthalben und ein verdacht haben wellen, insonderhait aber, demnach er

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ain große hofhaltung von ritter und knechten, darzu auch des römischen kaisers deren landtsarten stathalter und landtvogt war, het er sonderlich ain argwon uf ain jungen ritter, der bei im zu hof, auch aines erlichen geschlechts war. Diser argwon name bei ime teglichs so heftig zu, das er

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sich nit anders bereden kunt, dann es gieng nit recht zu, gleichwol aller argwon und verdacht ußer kainer andern ursach erwachsen, dann das er sie gesehen etliche mal mit dem ritter sprach halten. Ohne zweifel die guet fraw an nichs arges oder böses gedacht. Sollichs alles ain iede

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ehrenfraw wol bedenken und sich in allweg darnach richten soll, damit sie so liederlich und umb so schlechte ursachen in kain verdacht kom, darauß dann vilmals großer unrath entspringt, wie deren exempel alle historien voll seindt. Zu dem ist möglich, das die schwetzer und zudütler bei dem

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grafen sovil vermochten, das der argwon zugenommen, darauß ervolgt, das der graf sein gemahl, die grefin, auch den

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_355.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)