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dardurch auch sie biß anhero umb unschuld geschmecht und übel gehalten, mich aber zum todt richten lassen! Und fürwar, daß ich auch mit Gott bezeug, solltu wissen, das sie from und alles bezigs unschuldig ist.« Der graf und alle,

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so zugegen, waren von großem wunder und der gnadenreichen güete Gottes also erschrocken, biß doch zu letzten menigclich zu ainer erbärmbde mit der grefin bewegt warde. Der graf hett ain solichen großen rewen an seinem begangnen übergriff, das er dem lieben hailigen s. Ulrichen,

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auch seinem gemahl zu füeßen fiel, sein schuldt und gehe mit weinenden augen bekannt, auch umb gnad und verzeihung von Gott und inen baiden demüetigclichen anrueft. Es war ain solicher herzlicher jammer, das sich mertails umbstender, auch der hailig bischof selbs, des wainens nit

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enthalten kunten. S. Ulrich der sprach im offenlich bueß, und verzihe im sein gemahl, die grefin, lauterlichen durch Gottes willen. Do wardt sie, in allen irem stat und würden sie vorhin gewest, wider eingesetzt, mit großer frödt und gottlobung aller gegenwurtigen, auch der unschuldig ritter

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seiner güeter, die im von wegen dieses uflags einzogen worden, wider eingesetzt. Wie lang hernach der graf und die grefin nach dem großen wunderwerk gelept, das ist von wegen großen unfleis und liederlichkait der alten in ain vergessen kommen, aber man schreibt, das die grefin hernach

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die überig zeit ires lebens in großer abstinenz und abbruch gelept und für ain hailige frow sei geachtet worden. Über vil jar hernach do ist die letzst grefin von Daxpurg graf Emichen von Leiningen vermehelt worden, und die grafschaft mit der selbigen an die grafen von Leiningen

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kommen. Aber der ritter, der von sant Ulrichen vom todt wider zum leben gepracht, der hat alles sein guet, das im der graf zugestellt, umb Gottes willen den armen leuten geben und alle seine fründt verlassen, ist mit s. Ulrichen geen Augspurg geraist; dem hat er sein lebenlang gedienet.

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Nach absterben aber des hailigen bischofs, so da beschehen im jar nach Christi gepurt 973, da ist er die überigen zeit seines lebens bei dem grab bliben, noch zwainzig und siben jar, hat Gott gedient und ist letzlich auch in guetem friden und alter gestorben. Das aber s. Ulrich ain sollicher

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hailiger und Gott ain wolgefelliger man gewesen, das beschaint sich neben vil andern wunderzaichen, die in und nach seinem leben durch sein fürbitt beschehen, mit dem, als er

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_359.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)