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ainsmals im tomb zu Augspurg ganz andechtig mess gehept und zu der elevation der messner, so hünder ime knieet, gesehen, als s. Ulrich den kelch ufgehept, sichtbarlichen im luft die götlich handt ein creuz über den kelch machen,

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darab der messner also erschrocken, das im alle seine creften entgangen und das glöckle, damit er zu der elevation, wie gepreuchlich, klinglt, fallen lassen. Derhalben nach s. Ulrichs absterben ist ainhelligclich im capitl zu Augspurg beschlossen, das man der wunderbarlichen geschicht zu

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ewiger gedechtnus hinfüro under der mess oder ampt zu ufhebung des kelchs nit mehr sölle klinglen, wie das auch hernach in prauch kommen und noch also gehalten wurt im tomb. Diese geschicht, gleichwol man das jar, darin dise beschehen, grundtlichen nit waist, so findt man doch, das

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die under der regierung kaiser Otten des ersten fürgangen, wenig jar vor dem absterben des hailigen bischofs s. Ulrichs. Es hat ainer, genannt Gregorius Ursinus[1], s. Ulrichs legendt in lateinischer sprach geschriben, der zoch under andern miraculn und wunderzaichen s. Ulrichs dises auch

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an, aber ganz kurz; er verschweigt aber den grafen, meldet weder seinen namen oder sein geschlecht, welches doch größlichen meins erachtens unrecht, das die wunderwerk Gottes also verschwigen und nit der gepür nach an tag solten kommen. Es haben darnach diese grafen große

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stiftungen hin und wider gethon und den gotzdienst vil befürdert. Nemlich haben sie das closter Henow, ligt im thal hünder Alten - Leiningen, gestift, das sein canonici regulares, wie Peuren, iedoch sein sie reformiert und der mererthail laienbrüeder, gond selb zu acker. Es sein iren ob den

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dreißigen und allerlai handtwerker, haben ain patrem under inen, sein etlich priester, und [1335] tragen doch alle den orden an. Es ist alles gewaltig und herrlich erbawen, mit aim schönen und großen muster von eitel quadren. Nit weit darvon ist ain frawencloster gewest, Herdelshausen,

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sagt man auch, es habens die graven von Leiningen vor jaren gestift; es ist ganz und gar zerstört worden und standt nur die mauren noch da, die täglichs einfallent. Vor vil jaren ist ain geporne herzogin von Cleve ein ebtissin darin gewesen.


  1. Gregorius Ursinus] vgl. Potthast, Bibliotheca historica s. 915, wo diese schrift jedoch nicht erwähnt ist.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_360.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)