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schloß gangen oder darauß, wie hernach bei unsern zeiten herr Jörg von Rechberg, ritter, den prauch auch an ime hette. Der saß gar nahe den ganzen tag zu Kellmünz vorm schloß an der straß und sprachet mit menigclichem, so

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fürraiste, er wer gleich raisig oder nit; also sagt man, diser alt graf zu Aurach auch gethon hab. Uf ain zeit, wie er abermals vorm thor gesessen, hat er ain quidam sehen zum schloß herauß geen, der hat ain visch gestolen gehabt, und demnach aber domals der sitt, das man kurze mentel hat

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angetragen, ist im der visch unden für den mantel herfür gangen; und wie derselbig wol für ist kommen, hat im der graf widerumb gerueft. Der ist erschrocken und hat mit grosen sorgen wider umbkeret. Als das der graf vermerkt, hat er allain zu im gesagt: »In semlicher weis (also war

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sein schwur), wann du mehr wilt ain visch stellen, so leg ain lengern mantel an, oder still ain kürzern visch!« und ließ in damit hinziehen. Dergleichen ist über vil jhar hernach herr Schweigkarten von Gundelfingen, freiherren, dem letzsten seins geschlechts, auch begegnet. Der ist uf ain

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zeit vor seinem schloß zu Newfraw spaziert, do hat er ain jungen gesellen außer dem schloß geen sehen, der ain sack mit flaisch, brott und anderm gestollen gehapt, und ist im der sack für den rock unden herfür gangen. Als er aber herr Schweigkarten gesehen, ist er übel erschrocken,

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also das im der herr wol angemerkt, das er den sack hab rabellet. Darumb hat er im gerueft und derhalben zu redt gestellt. Als er sich nun ganz bloß verantwurt und ganz erfert war, gab im herr Schweigkart tugentlich ein solche leer, sprechendt: »Mein man, botz beul (also war sein rede),

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wann du mer also stellen willt, so still ain kleiner sack, oder thue ain lengern rock an!« und ließ in damit auch ohne alle entgeltnus von im abschaiden. Dieser von Gundelfingen war ain frommer herr, ime sein manich seltzam hendel also begegnet. Er wolt anno

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1521 uf den großen reichstag geen Wormbs raisen, als er auch thete. Nun wolt er sein satteldeschen, darin er ob den tausendt wert an goldt und kettin hett, keim diener vertrawen, fürt die selber am sattel. Wie er nun geen Wurmbs für den hündern Schwannen (also haist die ain

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herrenherberg) kompt und abstehet, auch sein bullen oder sattldeschen in der handt hebt, so kompt im entgegen ain erbarer, wolbeklaidter man, als ob er der würt were. Der

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_409.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)