Seite:De Zimmerische Chronik 1 410.jpg

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empfacht in, haisst in wilkom sein, sprechendt: »Gnediger herr, Euer Gnaden gangen do hinauf und lassen mich derselben die satteldeschen nach uf hin dragen!« Mein gueter herr Schweigkart vermaint, es were der würt, glaubt im und

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gibt die satteldeschen von im; damit geen sie die stegen hinuf. Indess komen herr Schweigkarten etlich herrn entgegen, die sprachen in an und füeren in hinauf zum gemach. Der abenteurer, der die satteldeschen trueg, macht sich darmit in disem gepreng darvon und ist auch

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nit mehr erfaren worden. [1196] Herr Schweigkart wolt die satteldeschen vom würt haben, aber derselbig wust nichs umb den handel, war nit verhanden gewest, derhalben er sich baldt verantwurt hett, und muest herr Schweigkart den spott zum schaden haben; wolt er zeren und wider

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haim ziehen, muest er ander gelt entlehnen. Dergleichen sachen sein nit so gepreuchlich als bei den Walhen und Franzosen. Ich hab herr Volkers von Knöringen brueder kennet, der war gaistlich und hett im der könig Franciscus von Frankreich, der erst des namens, seiner

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getrewen dienst halben die aptei [Poitiers][1] ingeben, auch ander vil gnaden bewisen. Derselbig raist nun uf ain zeit ußer seiner aptei geen Paris und wolt ain zeit lang am hof sein, wie dann die fürsten, bischöf und prelaten domals pflagen. Als er nun in die stat Paris gegen aubents kompt und in

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seiner herbirg zum eisen Creuz wil einziehen, het er seine diener merthails vor im anhin ziehen lassen, wie dann der Franzosen gewonhait, und volgt im ain ainziger diener nach, so ain groß vellis füert, darin der apt seine claider und ain guete reuterzerung het. Sollich vellis ersahen zwen

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rifianerbuben, deren dann Paris ain große anzall hat, die volgten dem diener nach ain gueten weg, thailten sich in der gassen, uf iede seiten ainer. Wie nun der apt durch ain enge gassen reuten muest, seind die zwen nit unbehendt, schneiden geschwindt die zwen rimen, damit das vellis uf das küssin

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gebunden war, uf, erheben baide samenclich das vellis und lassen den diener hinreiten. Also pringen sie das vellis darvon, das dem apt also nichs weiters dann das nachsehen darvon wardt. Es ist auch der diener sollichs nit gewar worden; und als der apt zu der herberg kommen und seine


  1. Poitiers] ergänzt. Es war Bertramus abbas Pictaviensis; s. Bucelin, a. a. o. II.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_410.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)