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pot geprochen zu haben. Als solchs herrn Wörnhern fürkomen, hat er seiner dorhait gelacht und desshalben witers nichts gegen im oder andern, dieweil er seine trewe handlungen wenig erschossen befunden, fürnemen lassen.

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Die Prediger zu Rotweil haben bei seiner zeiten die stiftung in irem closter, wie die dann von weilund seinem anherrn seligen angesehen, nit gehalten, sonder von tag zu tag abgeen lassen, darab er nit wenig verdruß empfangen. Derhalben sein secretarium, Niclasen Uoln, beruofen lassen,

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dem hat er bevolhen, dem prior und convent darumb zu schreiben, doch solle er in solchem schreiben den münchen ain titl geben, damit sie weder glopt oder gescholten. Als nu das schreiben gestelt und im fürbracht, hat er alle predicata, die der secretari gemelt, als erwürdig, würdig,

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gaistlich, andechtig und andere vernichtet und verworfen, mit anzaigung, sie seien nit erwürdig, nit gaistlich, nit andechtig, deren kains mög inen, sonder vill mer das widerspill mit warhait zugemessen werden. Und als der secretari weiter nit gewist, doch inen ainen titel sollen schreiben,

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hat im zuletst herr Wörnher bevolhen, inen kain andern titel, dann »den gewichten« zu geben; dann [A168b] solchen titel möge er inen nit nemen, seien auch damit weder gelopt oder gescholten; hat auch das schreiben also an die münch ausgeen lassen.

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* [1409] Und fürwar, so haben die gaistlichen der zeit ein großen gewalt gepraucht und sich ires thuens vil übernommen, welches ich vil beispill des orts künt einfüeren, sonderlichen mit den münchen, die sich anstatt der demuet und gehorsame aller hochfart und neids [1410] beflissen, und

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dorft sie auch niemands erzürnen. Iedoch under vilen kan ich nit underlassen zu vermelden, was unmentschlicher thaten solliche gaistliche vätter wenig jar darvor geiebt, fürnemlichen in Sachsen, und solchs hat die gestalt gehapt. Umb die jar nach Christi gepurt 1440 war ain domherr zu

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Halberstatt uf dem hochen stift, genannt herr Hainrich Quire, ein gelerter doctor der gaistlichen rechten. Sein brueder, doctor Ruedolf Quire, war dombbropst uf gemeltem stift. Über etlich zeit ward herr Hainrich domdechan; do fieng gar ein strengs und gaistlichs leben an. Darneben so war er seinen

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domherren in allem, so dem[1] gaistlichen wandel zugegen,


  1. dem] hs. den.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_430.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)