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irer fraw muetter, der von der Laiter, als sie auser den küntlichen jharen kommen, von herr Hanns truchseßen von Waldtpurg, landtvogt in Schwaben, der, dem ir eltere schwester verheirat, erzogen worden. Bei dem ist sie etliche jhar

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gewesen, und als der heirat zwischen ir und herr Johannsen Wernhern abgeredt, hat herr Wernher freiherr von Zimbern der alt, herr Johannsen, truchseßen, dem landt[1235]vogt, zu gefallen bewilliget, das die hochzeit seins sons zu Ravenspurg sollte gehalten werden, als auch beschehen;

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und bald hernach ist die haimfierung nit zu Mösskirch, sonder zu Pregenz gewesen, alda dann selbiger zeit der alt herr sein haimwesen und das ampt inhett. * * [1290] Es ist davornen angezaigt worden, das herr Johanns truchseßen von Walpurg gemahl ir schwester, fröle

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Margrethen grefin von Öttingen, etliche jhar bei ir erzogen, und ist herr Hanns truchseß dozumal landtvogt in Schwaben gewesen und hat den mererthail uf dem schloß zu Ravenspurg hausgehalten. In der weil hat herr Hanns, wie er dann ain gotzförchtiger, christenlicher alter herr gewesen,

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ain caplon stets bei sich gehapt, ain fromen alten pater. Derselbig hat die edlen und ander knaben under seiner disciplin gehabt, und wie dann die jugent der straff wol bedarf, bekam er von den knaben ain großen haß. Als aber der pfaff seim herren uf ain zeit im schloß zu

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Ravenspurg mess halten sollt und gleichwol vil frembder leut von herrn und frawenzimmer vorhanden, do war einer under den knaben, so zu altar dienet, der heftet dem gueten priester die alb und das lang badhembt mit ainer gluffen an ainandern; dann wie es [1291] sommers zeit und ganz haiß

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wetter, do trueg der guet herr kaine hosen an und versahe sich auch kainer solchen boshait. Also nach beschehner mess und der priester die alb abziehen wolt, do gieng das badhemmet darmit, straift also das hembt und die alb samenthaft über den kopf in gegenwurte der frembden herren

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und frawenzimmers. Die sahen dem gueten alten priester alle in feuraubendt. Die frembden leut lachten wol alle darzu, aber der alt herr Hanns, truchseß, schampt[1] sich der sach nit wenig. Was dann dem knaben zu lone sei geschenkt worden, das hat er baldt behalten, zu achten, der pfaff hab ime ain gueten,

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langwürigen denkzedel angehenkt, wie wol billich ist gewesen.


  1. schampt] hs. sampt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_442.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)