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* [1356] Über vil jar hernach hat ain bischof und cardinal von Trient, war ain freiherr von Madrutsch, sampt seinem weltlichen brueder, herr Niclasen, und desselben weib und allem frawenzimmer auch in ain sollichen spiegel

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sehen müeßen; das ist unferr beim Collman beschehen, zwischen Brixen und Trient. Hat bemelter cardinal einsmals geen Prixen geraist, hat aber ain seumer vorgeschickt mit zwaien legelen Reinfahl oder ains andern kostlichen welschen gedranks. Dem selben seumer ist des cardinals

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kurzweiliger rath, der Simon Rast, entgegen kommen und ußer den legeln zu drinken begert. Der seumer hat sich gewidert; darab het Simon ain verdruß und, damit er sich an ime rechen konte, do saumpt er sich nit lang, sonder ain zügelen, das er unegeferdt an der nechsten legel

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ersehen, zuckt er, das dem gueten seumer nit mehr wardt, dann das er ain finger in das loch gesteckt und fürgehept. Der Simon wardt nit faul, gefaret an der andern legel auch ain zügelen, das zuckt er auch; damit schafft er, das der kerle mit der andern handt auch mit aim finger fürhub.

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Wie er nun mit baiden henden also gefast und sich nit weren konte, so schneit im der Simon [1357] die nestel an hosen eilends ab. Dem gueten mann fielen die hosen under die knie herab, und dieweil er gar ain kurz hemmet anhet, das dannocht aller zerrissen und voller löcher war, so kont

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er sich so wol nit hüeten oder bewaren. Der cardinal sampt dem frawenzimmer und aller messanei, so gleich hernach kommen, sahen im das hinderthail und auch an die schellen, darauß nit ain clein gelechtert volget. Was diser Simon Rast, der vil jar bei dem cardinal gewest, sonst für

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wunderbarlicher hendel getriben, darvon wer ain besonders capitel zu schreiben. * Bemeltem herren Hannsen, truchseßen, ist im nechstvolgenden winter ein sach begegnet, die der gedechtnus wol würdig und nit ist zu vergessen. Den selbigen winter

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ist er seiner gescheften halben hinauf geen Truchburg zogen und etliche zeit alda beliben. Mitlerweil ist seiner wachter ainer zu im kommen, der hat im in vertrawen anzaigt, waverr er des lebens und in ander weg von im gesichert, oder das im nichs args hernach geen solle, so hab er im was

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fürnembs zu berichten und zu verwarnen. Solch begern hat im herr Hanns bewilliget und zugesagt, darauf ain wissen begert, was es doch seie. Also hat der wachter ine ge-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_443.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)