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dorft oder wolt sie das nit haischen oder sagen. Wie nun die alt fraw den ersten bissen vom ai in mundt nimpt, empfacht ir sonsfraw ain solchen schrecken darab, das sie hündern disch unversehens nidersank und ir onmechtig wardt.

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Es erschrack dessen menigclichen ob disch, insonderhait aber ire alte schwiger, die grevin von Kirchberg, die hett ein groß mitleiden mit der sonsfrawen, und so baldt sie aber die ursach dises gehen zufalls von etlichen, die am disch, die der sach war genomen, bericht, het sie noch mehr

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betaurens mit ir. Derhalben die guet alt fraw hernach außer herzlichem wolmainen allenthalben guet hennen mit den airn ließ bestellen, die warden mit allem fleis zuberait und die air der jungen frawen fürgelegt. Aber dieselbig het hernach kain lust mehr darzu und, wie man sagt, hat sie nacher

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kein nachfrag oder begirde zu solchen airn nimmermehr gehabt, daher dann die rede des alten graf Josen Niclausen von Zollerns, des Natterers, entsprungen. Derselbig, als er vilmals zu dem alten herr Wernhern von Zimbern raisete, pflag er ob disch in schimpf zu sagen: »Junge schwester

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(also nampt er die grevin von Öttingen, herrn Johannsen Wernhers des eltern gemahel), ich sitz nit gern bei dir zu disch, es kan sich niemands uß dir verrichten, ob du schwanger, oder was du gern essest; ich sorge nur etwann zu essen, darzu du mechtest lust und willen haben.« [1243]

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Gleichergestalt hat über vil jhar hernach sein urenkel, auch graf Jos Niclaus gehaißen, mehrmals gesagt, er welt lieber bei aim fendlin landtsknechten sein, dann bei ainer schwangeren frawen ob disch sitzen, dann do wisse niemands, was sie gern essen oder nit. Aber vor Metz, als er bei kaiser

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Carlen ein hauptmanschaft versehen sollt, war er nit der mainung, insonderhait so was wider die feindt zu handlen oder bei der wacht sein sollt, do ist zu glauben, er het gehörte jactantiam hindangesetzt, sich die schwangern weiber nit so hoch irren lassen, were mit guetem willen bei inen

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bliben. * * [1294] Die herzogin Eufemia von Münsterberg, so grave Friderichen von Ötingen gehapt, sol ein zungen gehapt wie ein habbich und gar übel reden künden, daher nachmals gesagt worden, ire erben, kinder und kindskinder

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reden schwärlichen, wie sich dann bei denen schenken und herren von Limpurg der linia von Gailndorf des wol beschaint, die heftig in der rede lurken. Spricht man, es kom

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_445.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)