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gebeüchtet, auch bei guter vernunft mit allen sacramenten sich versehen lassen. Unlangs hernach, wie sie gebeüchtet und versehen, ist der medicus kommen, welcher, als er gesehen, wie das gift überhandt genommen und keinswegs

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beim leben zu erhalten, hat er ir ilendts die füeß mit essig reiben lassen, der mainung, ir die rede, so gelegen, wider zu bringen. Wiewol er aber damit so vil ausgericht, das ir die rede wider kommen und sie derhalben irem sone widerumb geschriben, hat er doch ir kein gewisse hilf

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beweisen könden. Sie hat wenig geredt, sonder, als sie bevolhen, was man irem herrn und gemahel, auch irem sone von iren wegen pitten und anzaigen, dergleichen was man ir für gutthaten nach irem absterben thon solte, ist sie des andern dags ganz christenlichen verschiden. Den leib haben

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die diener eingemacht und mit trauren geen Messkirch gefüert. Den hat ir son in abwesen seines herrn vatterns, dem er dise traurige »unversehene mere bei aignem poten zu wissen gethon, mit clagen und bewainen der armen leut, denen sie in irem leben vil guts gethon, in die alt zimbrische

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vergreptnus begraben lassen. Sie ist gestorben uf unser lieben Frawen tag ir gepurt im obernempten jar. Als herr Wernher dise traurige botschaft zukommen, ist er nit zu clainem kommer [A176b] bewegt worden, hat also sein abschidt von herzog Sigmunden genomen und ist mit schwerem,

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betrüebtem gemüeth wider geen Messkirch geriten. Da hat er den dreißigisten seins lieben gemahels nach alter ordnung der kirchen, auch was sie an irem letsten ende an in begert, gehalten und ausrichten lassen. * [1237] Als herr Wernhers freiherren zu Zimbern

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gemahel, die grevin von Kirchberg, zu Oberbaden in Eidgnoß mit tod abgangen, hat sie domals bei ir ain edle junkfraw gehapt, ain Scherpfin von Frewdenberg, genannt Anna, und dann die Anna Minzerin von Sünchingen. Die Scherpfin hat mit seiden und wollen fürbindig wol nehen und arbaiten

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künden, wie dann domaln der sitt gewesen. Irer teppich, küssin und anders ist noch vil verhanden, darbei wol abzunemen, das unsere vorfarn großen fleis uf solche zierden gelegt haben. Sie soll auch die groß linden, so vor der statt Mösskirch am Hewdorfer weg, erstlichs gesetzt haben.

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Zwaimal, sagt man, sei sie zu Rom gewesen ains heirats halb, darvon sie doch letzstlichen absolvirt worden. *

Gleich im nechsten jar darnach, anno domini vierzehen-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_448.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)