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ain regkle haißen bringen, und nachdem er also drunken und gessen, ist er hinauf in sein gemach gangen. Ein soliche freuntliche vertrawlichkait haben die alten zusamen gehabt, das sie die welsche und newe hofweis und

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ceremonien nit gebraucht, sich dero beschempt hetten. Und als zu denen zeiten die grevin von Öttingen, herr Johanns Wernhers von Zimbern gemahel, gar nahe alle jhar und merthails, so graf Jos Niclas von Zollern geen Mösskirch kame, groß schwanger, ist der alt graf ganz holtselig mit

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ir gewesen, ir mermals ob tisch fürgelegt, so hat sie dann im gesagt, warvon sie gern esse, das im dann ain besonders wolgefallen gewesen. Er hat ir mer dann ain kündt ußer der tauf gehebt. * [1504] Es hat der alt graf Jos Niclas von Zollern,

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den man nur den Naterer von wegen seines schwurs genempt, ain trewen und lieben diener gehapt, Wilhalm gehaisen, ist sein raisiger knecht gewest und eines erlichen burgers geschlechts. Der hat uf ain zeit heren sagen, oder vileucht hat ers also gelesen, wann ainer in der carwochen

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die vier passion here und uf ainem bain stande, dieweil die gelesen werden, und nachgends mit ainem bogen (dann selbiger zeit die handtbüchsen nit im gebrauch) drei schutz in ain crucifix thue, so künde er hernach mit solchem pfeil kain schutz mer felen, sonder treff, was er begere oder

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darnach [1505] er abziele. Dise kunst hat herr Wilhalm bei ime betrachtet und erwogen, so es im geraten, das er seins schiesens in neten möcht so gewiss sein, seitmals der zeit ain große reiterei in allen landen, was für ain nutzer diener er seinen herren sein wurde etc. Darumb er ime entlichen

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fürgenomen, das zu probiren. Wie nur die nechst carwochen herzu geruckt, do hat er die vier passion in der kürchen zu Stetten im closter gehört, alles uf ainen bin stehendt, wie dann die verflucht kunst hat ußgewisen. Darnach ist er ingehaim hinauß gangen an das ort, do iz die capl steht,

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zum hailigen Creuz genempt. Dozumal ist aber nur ain bildtstecklin alda gewest mit ainem creuz und ainem salvator daran. In disem crucifix hat er mit seinen pfil dreimal geschossen. Wie er aber den dritten schutz gethon, da hat das bild am crucifix anfahen reulichen zu schwaißen,

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auch hat er den pfeil nit mer künden gewinnen. Do hat in ain angst und ain forcht umbfangen und allererst, gleichwol zu spat, betrachtet, was er gethan hab. Darum ist er

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_450.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)