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wolt der bekümert vatter, herzog Jörg, sein jungern son, herzog Friderrichen, verheiraten, der war vil dorechter, dann sein brueder. Der herzog ließ ain große fasnacht halten, dahin warden vil graven, herren und vom adel mit sampt

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iren weibern und döchtern beschriben und geladen. Also ließ der alt herzog den son dieselbigen fröle alle besehen und die waal haben; welche ime gefiel, die welt er ime vermehln. Aber do der gauch lang umbher gieng und letzstlich befragt ward, sprach [er][1], es gefiel im under allen

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kaine, dann sein fraw muetter, die wer im die liebst. Iedoch pracht man von ime zu letzst, das ime ein junge grefin von Mansfeldt auch wol gefiel. Darauf handelt herzog Jörg und vermehelt im die. Aber was er die erst nacht uf seiner hochzeit für ain ungeschickte weis mit ir getriben

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und ir ain katzenliebe erzaigt, darvon wer wol wunder zu schreiben. Man sagt, als er zu ehlichen werken nit begirig, haben die arzet das mit künsten zu erzwingen sich understanden, aber das kriegen ußer der canzlei und künder zeugen ußer der apotek ist selten fruchtbar. Das beschahe

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da auch; dann er wolt den bock nit stechen, darumb lept er nit lang und starb gleicher gestalt wie sein brueder ohne leibserben. Er hett kain kurzweil, dann mit [1201] schönen rossen, und so in seine diener zu ainer poshait umb ain hengst ansprachen, so dorft er sich vor zorn in die hendt

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beisen, welches den betrüebten alten herzogen zu seinem ende befürderet. * [1347] Es vermainen vil leut, es hab herzog Albrecht von Saxen, dises herzog Jörgen vatter, an ainem armen landtsknecht den unfall seiner nepoten beschuldt; dann er

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fürt vil jar große krieg in Frieslandt, wie er auch zuletzst anno domini 1500 [zu][2] Embden starb. Nun spilt er ainsmals mit ainem landtsknecht, der gewon ime vil tausendt guldin uf kreiden ab. Der herzog wolt sich mit ime vergleichen und ain thail an der somma abbrechen. Das wolt

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der lantsknecht nit annemen, begert völliger bezallung. Do wurt der herzog so zornig, das er in eilends den nachrichter beschickt, haist den hinaus füeren und enthaupten. Der lantsknecht erschrack, bat umb gnad, als er den ernst markt, wolt sich der ganzen schuldt verzigen haben; aber es half

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ine nit, sonder er muest fort und ward ime das haupt ab-


  1. er] fehlt in der hs.
  2. zu] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_456.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)