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beschaint sich ußer dem. Als herr Jacob von Liechtenberg in tods netten gelegen, also das er hernach nit lang mehr gelept, do hat [1273] er sein sone, herr Ludwigen, der auch ain lang, stark man wie der vatter gewesen, beschickt. Dem

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hat er anzaigt, die zeit sei da, das er in jene welt schaiden müeß, so befelch er ime sein landtschaft und arme leut; hat ine darmit zu aller gottsforcht ermanet. Letzstlich, als er ine gesegnet, hat er in haißen neher zu im kommen, ine in die arm gefast und den ußer grosen liebe dermaßen

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zu sich gedruckt, daz herr Ludwig schier erschwarzet und gar nahe ersticket were, also das die diener den alten herren hievon haben müeßen abweisen. Das ist ain groß exempel ainer solchen sterke, die sich auch in tods nötten noch erzaiget. Gemanet mich vast an die histori künigs Arturi von

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Britanien, der kurz vor seim ende seiner liebsten diener und ritter ainen, sein schenken, den Lucas, ußer groser liebe erdruckt hat. Diser herr Jacob von Liechtenberg ist nit allain selbs so groß und stark gewesen, sonder hat auch etliche diener ainer ungleublichen sterke bei sich gehapt.

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Under denen ist gewesen ain edelman, genannt der Beilstain, der ist im sonderlichen diser sterke halben lieb gewesen. Nun hat man von alter her bei denen herren von Liechtenberg im schloß Liechtenberg den brauch gehalten, das man kainem des hofegesünds morgensuppen geben, er

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hab dann dem koch ain scheit holz in die kuchen getragen; dessen hat sich auch weder edel noch unedel gewidert. Einsmals ist der stark Beilstain komen, von dem hieob gesagt worden, und hat ain suppen an den koch begert, gleichwol kain scheit mit gebracht. Do hat der koch im

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die nit geben wellen, sonder sein gerechtigkait vorhin erfordert; darauf Beilstain entrüst, hat ain geladnen essel mit holz im hof ersehen, den hat er sampt dem holz uf die achsel genomen, in die kuchen getragen und entlichen in die eußeren brandtraite geworfen. Ab dem ist ain grose

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clag für herr Jacoben von Liechtenberg kommen, und ist auch von etlichen dienern dohin bedeutet, als ob es zu verachtung des burgfridens beschehen seie. Aber der herr von Liechtenberg, als er den grundt desshalben erlernt, hat er nichs weiters darzu gethon, dann denen verclegern die

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antwurt geben, wen ainer under seinen dienern das nachthue, so welle er den Beilstain darumb straffen.

* [1455] Diser herr von Liechtenberg ist uf ain zeit zu

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_468.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)