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man ganz grob und unverschempt umbgangen, namlich ime die alten peccatores ußhieben und anders, erzürnt sich der alt herr als ain ernhafter man dermaßen, das er sie wolt in thurn legen, vermaint, solliche handlungen weren wider

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die guete deutsche und züchtigen sitten; aber es wardt im wider abgebetten und ußgeredt. Gemanet mich vast daran, als hernach über vil jar graf Gotfridt Wernher von Zimbern im ußern schloßhof zu Mösskirch den jungen leuten zuließ den raien zu springen und zuhört; als aber von dem alten

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man gesungen, wie und wann, do mocht ers für kain schimpf haben. Was darzu geredt war, laß ich iezmals bleiben. * * [1277] Bei herren Wernhers freiherren zu Zimbern leben ist ain burger zu Mösskirch, gnant der Gunzo, etliche jar vor seinem absterben blindt worden, derhalben er umb

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Gottes willen in den spital zu Mösskirch genomen worden. Nun hat er ain gansart bei sich gehabt, der ist den merthail mit ime zu kirchen und zur undern badstuben gangen, und ist von des gansarts gaggen gefüert worden. Vor der kirchen oder badstuben hat er des Gunzo gewartet und hat

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in alsdann widerumb haim belaitet. Das ist etliche jhar beschehen, wie das noch vil Mösskirchern bewist, die bei dreißig jharen gelept und solch abentür mermals gesehen und gehört. * In somma, zu ainem beschlus, ist herr Wörnher der

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rechten, theuren, alten Schwaben ainer gewest, der sich in allem seinem thun und lassen der alten manier beflissen, hat kainer frömden claidung sich gebrauchen mögen, von den seinen auch nit leiden wellen, derhalben sich mit seinem schwager, graf Conradten von Kirchberg, nit wol verglichen,

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welcher dann frömbder [234] claidung und maniern sich sonderlich angenomen. Als bemelter graf Conrat auf ain zeit zu herr Weigelesen von Erolzhaim[1], ain seer fürnemer alter ritter, dessen voreltern grafen gewesen und von herr Weigelesen[2] vom Rat entsprungen sein sollen, als zu seinem

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lehenman komen und in bemelter herr Weigeles in ainer seltzamen frömbden claidung ersehen, hat er den grafen schlechtlich und eußerlich, als ob er in nit kenn, angesprochen, darab sich grave Conradt verwundert und in,


  1. Erolzhaim] hs. Erenzhaim.
  2. Weigelesen vom Rat] d. i. Wigalois vom Rade, vgl. das gedicht Wirnts von Gravenberg, ausgaben von Benecke 1819, und Pfeiffer 1847; vgl. noch Haupt, Zeitschrift III, 191 und Goedeke, Grundriß s. 31 und 115 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_481.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)