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warumb er das thue, gefragt; hat herr Weigeles geantwurt, so er zu im kommen, [A181b] wie aim graven von Kirchberg gepürt, wist er in als sein besondern lieben lehenherrn wol zu empfahen und anzusprechen, er sehe in aber für ain

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Walhen an. Als grave Conradt das gehört, hat er sich vor aim solchen alten fürnemen ritter seer übel geschembt, hat gleich ain mantel und hut von seiner diener aim vom adel entlechnet, ist damit wider zu herr Weigelesen gangen. Do hat in der ritter mit großen fröuden empfangen, umbfangen

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und gesagt, iezundt erkenn er in als sein lieben lehenherrn, und hat sich vil dienst und guots gegen im erpotten, darbei in ermant und gepeten, bei seiner loblichen voreltern gebreuchen, sitten und claidungen zu beleiben, kainer frömbden claidung, das ain anzaig ains unstandthaften, leichtfertigen

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gemüeths, hinfüro anzunemen. Hernach hat sich grave Conrat solcher seltzamen rüstung und claider abgethon. * [1326] Noch bei wenig jaren ist die alt disciplin in klaidern gehalten worden, das beschaint sich, als graf Christof von Werdenberg und der alt graf Hanns von Montfort

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einsmals uf ainer tagsatzung [1327] zu Waldsee zusamen kamen. Graf Hanns het ain kurz mentele an mit vergulten knepfen. Das stach graf Christoffen in die augen, und in ainem gespai sprücht er: «Mein lieber Hanns, wa bringst das hipsch mentele her? sommer Got, es hat hipsche knepfle.» Graf

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Hanns antwort im uf beirisch: «Mein Christof, du bist ain seltzam mon, was geet dich mein mentele an? was irren dich meine knepfle?» Die jungern herren, so zugegen, sagten nichs darzu, das mentele aber das wardt verlacht, und hat graf Hanns dessen hinfüro zu tragen sich

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enthalten. Bemelter graf Christof von Werdenberg ist bei unsern zeiten under denen grafen und herren unserer landtsart ein rechter reformator gewesen, das sich niemands gegen im als aim alten und erlepten grafen widersetzen dörfen. Alle

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newe gepreuch und hoffarten der jungen mocht er nit leiden. Das beschaint sich wol an grafen Franz Wolfen von Zollern. Der hat ain zeit lang an sich genomen den sitten, so im gest kamen, so rechnet er den adel und das alter ob disch mit denen schnittbrotten uß, und nach dem ainer war, nach

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dem ließ er im vil oder wenig schnitbrot fürlegen. Es entstuende darauß, wie der geprauch erschalle, ein groß ge-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_482.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)