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geschweig seinen herrschaften und güetern, mit unwarhaftigen und erdichten prattiken zu stellen, welches inen alles nach irem willen ain zeitlang ergangen, doch letstlich in aigne gruben, die sie gemacht, gefallen und also ain lone,

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den sie hierumb verdient, bekommen. * [1279] Es hat herr Johanns Wernher zu Zimbern der elter ein sigel- und offlateneisengreber etliche zeit bei sich gehapt, der hat gehaißen Gumprian, man hat in aber nun den Federlin Latein genannt. Derselb ist ain wunderbarer,

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künstlicher gesell gewesen uf seinem handtwerk und auch mit andern künstlichen sachen, wie das noch die offlateneisen, die er gemacht, und anders außweisen. Darneben aber war er nit sonders beschaidt, sonder ain lauters kündt; man konte ine überreden, was man wolt, glaubts alles;

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sonst ain unschalkbarer, warhaftiger mentsch. Demselbigen hat herr Johanns Wernher, sein herr, uf ain zeit ain hüpsch par hosen geschenkt, wie dozumaln der sitt gewesen, die hosen zu tragen. Das hat nun die andern knecht und diener entweders verdrossen, das er in disen hosen also solle

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umbherprangen, und habens im missgont, wie dann laider solcher neithart noch heutigs tags hin und wider, oder das sie in sonst für ain lappenman gehalten; darumb haben sie dieselbigen hosen in seinem abwesen mit rosszirk ußgefült. Als er das erfaren, ist er mit den hosen und aim großen

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geschrai zu herr Johans Wernhern geloffen und das gesündt verclagt, wie sie im die hosen so ellenclichen haben verderpt »und solche hosen, sprach er, darin Ewere Gnaden derselbigen hailige pain gehabt« ! Herr Johanns Wernher muest der abentur und deren dorhait lachen, ließ ine mit

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gueten worten widerumb von ime schaiden. Dieser Gumprian het ain hipsch, jungs, raisigs weib, dem er halt ganz ungleich und ungemeß war; dann so sie nachts gern bocket het, so war er nit gefast und ganz zu leucht uf diß luder; derhalben die fraw sich von im thete,

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satzt sich geen Rotweil und ließ vögelin sorgen. Der mann grueb oder stach dieweil sigel oder offlateneisen. In summa, es gieng seltzam zu, sonderlich war der alt Niclaus Ul von Pfuel in der sach hoch verargwonet, sonderlich von diesem Gumprian selbs, gleichwol der Ul sollichs bezigs nit

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gestendig sein wolt, und hett auch recht. In der weil der Gumprian zu Mösskirch war, thete er, wie gemainlich die gesellen [1280] thuon, die am wenigisten künden oder ver-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_512.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)