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herren Conradten, so umb etliche wenig tag sein herrn vattern überlebt, ain epitaphium von vier reimen gemacht, die den anstifter dieser mordtlichen und unredlichen that halben billich sollten erschreckt haben, also lautendt:

»Wer ich arm gewesen und verdorben,
Villeucht wer ich noch nit gestorben,
Aber ain reichen muest ich reicher machen,
Das mocht ich und mein freuntschaft nit gelachen.«

Eben das gift, so den vatter, die muetter, den son und

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also das ganz ehrlich geschlecht und alt herkommen hingericht, het das klein frölin Bärbelin auch begriffen und in sein gewalt gebracht, aber der güetig Gott erhielt das kündt wunderbarlich, das im das gift am leben nit kundt thun, iedoch kümmerlich darvon kam. Dasselb als ein ellenden,

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verlassnen und veruntrewten armen weisen nam in der turba und höchstem laid ein alter raisiger knecht in ainer stille zu sich, und damit ime überblibenen nit weiter künte zugesetzt werden, verklaidet er sich, trueg sollichs frölin, in masen die betler und landtfarer pflegen, in aim rugkkorb haimlichen

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herauß in das landt zu Schwaben, bracht das etlichen von der freundtschaft, die ab der ergangnen handlung wenig gefallens, aber gedult tragen muesten. Do ward das frölin, biß es erwachsen und mannpar, erzogen, auch hernach herr Beron von Rechberg, ritter, vermehelt. Solcher mordt wardt

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herzog Friderrichen zugemessen, als ob der von seinem anstiften beschehen. Aber Gott waist das und anders, dem sei die ehr und preis! etc. Aber wie man sagt, so sollen sich dergleichen ungereumpte sachen nit allain gegen graven, herren oder minders

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standts, sonder auch gegen den merern und höchern sich begeben haben, ußer denen ich nur ain stuck, das nit allain zu hören seltzam und ungewonn, sonder auch seiner übermeßigen frechait halb sonderlichen famos und berüempt, des orts erzellen will. Es raist uf ain zeit und namlich anno

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1415 kaiser Sigismundus ußer dem Foro Julio und wolte wider in teutsche landt. Kam underwegen geen Insprugk zu herzog Friderrichen von Österreich. Der simuliert nun wunderbare freid, die er ab des kaisers ankunft empfangen hette; er hielt dem kaiser, auch mehrtails denen, so dem

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kaiserlichen hof nachfolgten, große bankete, aber alles außer aim betrognen und falschen herzen. Und damit er den frommen kaiser, der doch in freuntschaft [1204] und sonderm

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_527.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)