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von Freundtsperg vermehelt und uf dem Pettersberg am Inn saß. Des andern tags, als menigclich uf die herzogin warten und mit ir in die kirchen geen sollte, begab sich, daz die fürnembsten frawen zu der herzogin hinauf in ir

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gemach erfordert wurden. Die erschinen [1262] und mit inen iezbenempte fraw Ursul von Fronsperg. Wie sie nun mit der herzogin gefrüstucket, ward der herzogin durch iren hofmaister angesagt, das zeit were zu kirchen zu geen, dann mit den emptern und andern ceremonien uf sie gewartet

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wurde. Also ließ ir die herzogin den sturz fürziehen, dergleichen auch die andern frawen; hernach giengen sie mit ainandern in die cammeren, waiß nit, was außzerichten. Nun in dem hin und widerlaufen und hudlen warden sie ainandern so unbekannt, das kaine mehr gründtlichen wissen

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mocht, welches die herzogin oder wer aine oder die ander wer. Es gieng iez aine in die kammer, die ander hinauß. Es hett aber die von Freundtsberg ain cammermagt, hieß Ketterle, die war in aller größe und gestalt, wie die herzogin. Füegt sich ohne geferdt, das die herzogin widerumb in die

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cammer gieng, darin die von Fronsperg noch selb ander war. Dieweil iren dann so wenig und die guet fraw Ursul nit anders vermaint, dann, da die herzogin hinein gieng, es were ire cammermagt, das Ketterlin, sprücht sie zu der herzogin: »Ach liebes Ketterlin, raich mir die kachl!« Das

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thet die herzogin. Gleich gab sie der herzogin die kachel wider, sprechende: »Ketterle, schüts wol fein auß!« Das thet die herzogin auch. Indess liefen die andern frawen durch ainandern, also das die guet fraw Ursul nit anders wissen mogt, dann ir cammermagt, das Ketterlin, het ir die

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kachel dargeraicht und auch außgeschütt. Gleich darauf so kompt der hoffmaister sampt andern herrn und vom adel, die belaiten die herzogin zu kirchen. Es fürt herzog Erich von Praunschweig die herzogin zu kirchen und zu opfer, welcher sie auch hernach zu der ehe genomen und

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merthails mit ir zu Cadolsburg gehauset. Hernach hat die herzogin iren vertrawten bekennt, das ir kain sach ir lebenlang niehe lecherlicher gewesen, dann dise mit dem kechelin, das sie der von Frunsperg dargebotten. Sie hat dises schwanks mehrmals in der kirchen gelacht, das sie geschottlet;

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hat menigclich vermaint, sie waine dermaßen und gang ir das laidt so hoch zu herzen. Fraw Ursul, als ir die herzogin geöffnet, wie es mit dem kechelin ergangen, ist sie übel

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_531.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)