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Würtenberg sich für Reitlingen[1] legeret, das auch in etlichen tagen eroberet, do ließ er der statt wappen enderen und, als sie ain schilt dreimal abgetailt nach der [1557] zwerch und von farben, wie Falkenstain oder Bechburg, do ließ

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er in die oberst veldierung ain schwarz hirßhorn machen, wie dann mertails ander stett im land zu Würtenberg auch im geprauch. Solche wappen ließ er uf dem Markt zu Reitlingen und sonst allenthalben hin und wider malen und ußchlagen. Aber es het dozumal nit die mainung mit

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Würtenberg, wie bei zeiten der römischen kaiser und könig, do die herrn und die diener dem reich ein feder nach der anderen ußzogen; es woltens die steet, auch die stend des reichs nit vergut nemen, darumb ward der schwebisch bundt ufgemanet, der herzog seins lands verjägt und domit

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Reutlingen beim reich erhalten. Der herzog het ain besonders vatterunser gemacht, gereimpt, von reichsstetten, in und an sein land gelegen, und so es ime het mit Reitlingen glückt, wolt er den fuß weiter haben gesetzt; aber es missrieth im, ward darob verdriben, wie oblaut. Daher gehert das new

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patternoster oder vatterunser[2], das herzog Ulrich von den nechstgelegnen reichsstetten und andern herrschaften gemacht, darbei abzunemen, was er im sinn gehapt zugleich seinen vorfarn. * Vilbemelter grave Hugo von Werdenberg hat die von

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Messkirch scharpf regirt und kains wegs leiden wellen, das die burger alda irer vorigen herrschaft offenlichen gedenken. Nu sein aber der mererthail burger daselbst der großen untrew, so grafe Haugo an iren jungen herrn wider alle sein schriben und zusagen geüebt, gar übel zuefriden

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gewest; also wiewol sie solchs nit wenden, haben sie doch oftermals mit reden sich gut zimberisch und dermaßen, als ob sie wenig gefallens ab disen unpillichen handlungen tragen, bewisen. Derhalben, als solchs grave Haugen fürkommen, hat er etlich derselben, [A215a] sonderlichen aber

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inen drei, mit namen Petter Büchsenmaister und sein bruder Ludwigen Messerschmidt, auch Conradt Küslingen, bürtig von Messkirch, fahen, die geen Sigmeringen füern und alda

etlich zeit in harte gefengknus legen lassen, aber sonst nichts,


  1. Reitlingen] s. Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtenberg unter den Herzogen II, I ff.; Gratianus, Geschichte der Achalm und der Stadt Reutlingen II, 161 ff.; Heyd, Ulrich, Herzog von Würtenberg I, 524 ff.
  2. vatterunser] s. Heyd a. a. o. I, 529; Liliencron a. a. o. III, 237 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_546.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)