Seite:De Zimmerische Chronik 1 577.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

fart dergestalt zu verkürzen vorgehapt, gemerkt und verstanden; derhalben er ime den maisten und pesten thail seiner büecher und tractet, welche er mit großem vleis und costen zu Venedig und andern orten überkomen und

5

dannzumal bei sich gehapt, seine diener bringen haißen und dieselbigen, damit nach seinem absterben niemants sich dero zu ergernus oder übls anzustiften weiter sich gebrauchen, in seinem beiwesen verprennen lassen; darneben seine diener, sonderlichen aber Jacob Einsidlen, dem er bei seinen

10

lebzeiten vill vertrawt, umb Gottes willen gepetten, seine söne, damit sie nit auch auf dise kunst gerieten, getrewlichen darvor zu warnen; und ist zu achten, es haben im die uncristenliche [A235a] superstitiones und aberglauben, darauf dann mererthails dise künsten fundiert, größlichen an seinem

15

letsten ende misfallen, dann er one zweifel wol befunden, das im von der prattik bemelter kunst nit wenig unfals erwachsen. * [1291] Das aber die pratik solcher kunst nit allain gottlos, sonder zum höchsten sorgclich, das ist unlaugenbar,

20

dann sich das in der erfarnus beweist, und wissen, wie es dem weitberüempten schwarzkünstler, dem Fausto, ergangen. Derselbig ist nach vilen wunderbarlichen sachen, die er bei seinem leben geiebt, darvon auch ain besonderer tractat wer zu machen, letzstlich in der herrschaft Staufen im

25

Preisgew in großem alter vom bösen gaist umbgebracht worden. So hat doctor. . . zu Marggrafen-Baden sich dieser kunst auch underwunden; als im aber die kunst felet und den gaist in ainem experiment wolt übertreiben und netten, ward [1292] er in die höche gefüert; da ließ er ine herab wider

30

fallen; doch belib er bei leben. Aber wie er doch vil jhar noch hernach lebt, so war er aller lam und leibs halben unvermüglichen; zudem war er von aller vernunft kommen und blib auch also unbesinnt biß an sein ende. Man sagt wunder, wie er so gar nach seinem erlittnen unfall ain armer

35

mentsch sei gewesen, wie ain andere unvernunftige bestia sei an der erden gelegen, nichs geredt, seiten niemandts antwurt geben, merthails zirkel und caracteres uf den boden geschriben. Hat man im zu essen oder trinken geben, hat man in schlaffen gefüert, wol guet; wa nit, ist er ligen bliben.

40

Solchs wesen hat er biß an sein ende gefüert. Noch erschrockenlicher ist, das sich in solichem fal warhaftigclichen bei fünfzig jharen zu Cöln begeben mit ainem fürtreffen-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_577.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)