Seite:De Zimmerische Chronik 1 604.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ir nit gelichen kunde.
Das sie mir ir lieb gunde!
So wer mir geschehen wol;
Sehnen nach ir macht mich dol
5
Und benimpt mir all mein macht,
Das ich weder tag noch nacht
Kain ruhe nit mag gehan.«
In dem kam sie wider her gan
Und sprach: »Du gesell« zu mir,
10
»Ains will ich sagen dir:
Ich hab vor wol verstanden dich,
Wie du gern bsprechest mich;
Nun ist mir auch also;
Ich sag dir, wie und wo
15
Du must suchen ain sölchen list:
In dem hus, da du zu herberg bist,
Hinder dem kemmin
Da sollt du warten min;
So gen ich in mein haus zu hand
Zu dir an dieselben wand;
Da ist ain alt, finster loch,
Sichst mich nit, so hörst mich doch.«
In dem gieng sie bald für
Hinein zu ir thür.
25
Ich hub mich auch bald zu hand,
Da ich, das kemin vand,
Und setzt mich da nider.
Ich hab weder vor noch sider
Nie wirs zeit gehet,
30
Dann mir der rauch thet;
Und hett ich Nerons sündt gethan,
Ich möcht sie da gebüßet han.
Biß zu nacht saß ich da.
Wie dick dacht ich: »Wa
35
Ist das loch oder wann kompt sie har?
Ich main, das sie mit gefar
[1447] Mich daher gesetzet hab.
Ach Gott, nem es noch ab,
Das sie zu mir keme gan!« 
40
Ich wellts als für ain schimpf han.
In dem kam sie zu mir,
»Ach Gott, wie gät es dir?
Es hat mir so wehe gethan,
Das ich dich allain han gelan;
45
Ich was so ganz bladen,
Das ich nit ainen vaden
Nit hett mögen spinnen;
Mein man der was hinnen.
Der ist iezo gegangen uß
50
Und kompt hint nit ins hus;
Darumb so will ich dich laden
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_604.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)