Seite:De Zimmerische Chronik 1 628.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zur malzeit geladen, sein auch baide, so lang sie gelebt, für das hochgericht nit mehr geritten. *

* [1210] Diese ernstliche handlung, die dem Wildhannsen Speten begegnet, gemanet mich fast an ain gespenst, so

5

aim edelman in Saxen bei wenig jaren widerfaren. Derselbig war sein lebenlang ain reuterisch man und ain großer schnaphan gewest. Füegt sich, in seinem alter ward er krank, ließ sich in sein behausung, die er zu Hildeshaim het, fieren, der arzet rath alda zu pflegen. In wenig tagen

10

hernach kamen des abents ganz spat zwen raisigen für sein haus und begerten ain nachtfuecht, und wiewol es dem kranken edelman ganz ungelegen, ein unruhe in seinem haus zu haben, iedoch, seitmals andere raissigen im zu oftermal auch gedienet und übernacht beherberget hetten, do

15

hieß er sie einlassen und sie, auch die ross wol halten. Als die reuter ire pferdt im stall angelegt, warden sie zum nachtessen berueft. Man hieß sie zu disch sitzen und gab inen zu essen. Sie aßen, allain ganz stillschweigendt, und wiewol sie ganz lustig aßen und dranken, iedoch so wardt der

20

speis und des tranks nit minder. Das macht des edelmans knecht, so inen ufwartete, was argwons; es gieng nit recht zu. Indess felt dem ainen reuter das messer under den disch. Der knecht nimpt ain liecht, zündt under den disch und hept das widerumb uf; so ersicht er, das die reuter

25

rossfüeß haben. Darab erschrack er nit wenig, get eilendts hinauß, als ob er mer essens hollen wolt. So bekumbt im der krank edelman, sein junker. Der het sich etwas ufgemustert, gieng hinauf zu sehen, was er für gest, wolt inen zusprechen. So sagt im der knecht alle ding, was er

30

gesehen, mit pitt, er welle nit zu inen hinein geen, dann es sei ain gespenst und ain gescheft des bösen geists. Der edelman war ain geherzt man, sprach: »Und da es schon der teufel und sein muetter, so fürcht[1] ich in nit, er kan mir auch nichs thuon, dann ich vil ain höchern herren zu ainem

35

beschürmer und gelaitsman hab, dann er ist.« Damit bezaichnet er sich mit dem hailigen creuz und bevalch sich dem allmechtigen. Wie er nun in die stuben hinein geet, so sprücht der ain reuter zu im : »Sihe, bistu da? du bist unser, aber du hast dich vor der stuben verwaret, du müestest

40

sonst mit uns diese nacht geraist haben.« Damit ver-


  1. fürcht] hs. frucht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 628. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_628.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)