Seite:De Zimmerische Chronik 2 037.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dess der pfaff wol zufriden war. Die capponnen waren bei Auberlin Stoffelin verzecht und der pfaff sambt andern gueten gesellen mehr darüber geladen. Der het mit inen ain guets müetlin, und sagt menigclich von der großen kunst und

5

erfarnus des varenden schuelers von Mösskirch. Dieser Auberlin Stöffelin war ain reicher, wolhabender gewerbsman, der merthails mit früchten umbging und wol haus hielte. Er ist bei zwainzig jharen hernach von seinem allerliebsten und vertrawtesten gesellen jemerlichen[1] ermürt

10

und umbgebracht worden. Und wiewol solcher excursus in dise materia nit gehörig, er, Auberlin, auch kein zimbrischer underthon gewesen, sonder zu Winterling under Würtemberg gesessen, nochdann, dieweil es ain grausame that, auch die der gedechtnus wert, kan oder soll ich dieselben

15

alhie auch mit einzumischen nit umbgehn, und hat sich also geschickt. Bemelter Auberlin het ain gueten gesellen, der im vil jhar sonderlich vertrawt und gehaim gewesen war, auch vil früchten im[2] geholfen hat am Necker kaufen und an Bodensee verfüeren, genannt Conrat Gretzinger. Der saß

20

zu Benzingen im dorf in ehren und guet, het auch gleich wie sein gesell, der Auberlin, ein erlichs, frumbs weib und vil liebe künder. Begab sich, das derselb Conrat Gretzinger zu spilen anfieng und in ain solchs verspilts wesen gerüete, das er seinen gleubigern nit mehr glauben halten kunte,

25

auch in ain solch geschrai und unglauben kam. Also, wie man sagt und die warhait, als dann das die deglich erfarnus gibt, das der bös gaist in solchen fällen nit feire, sonder das sein auch darzu thue, das beschach do auch. Er wisst, das sein allerliebster gesell und freundt, der Auberle Stöffele,

30

reich, wolhäbig, auch mehrmals vil gelts bei und mit ime füerte. Do facht der bös gaist in also an, das er weder tag oder nacht kain ruhe hett; es facht in an, bemelten Auberlin zu mürden und im sein gelt zu nemen, damit seine schulden zu bezallen. Es kam dahin, das im menigclich

35

wol ansahe, das er ain groß anligen het, niemandts wust aber, warumb, allain das sich vil versahen, daz es der ursach beschehe, dieweil es ime mit dem spill etliche mol missraten; darzu im die gewerb nit nach gefallen fortgeen wellten. Aber es het ain andere mainung, wie hernach volgen wurt.

40

Der guet Aberle Stoffele het in solchem ein herzliche be-


  1. jemerlichen] hs. jmerlichen.
  2. im] hs. in.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_037.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)