Seite:De Zimmerische Chronik 2 062.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

also hat es ain prauch am freien markt), und dieweil sie zuvor sich von den richtern[1] nit, wie gepreuchlichen, gelediget, hat sie die stiffel in ainer nebenstuben abziehen müesen und erst darnach wider lesen megen. Dergleichen abenteurn

5

und schimpf sein dozumal vil alda fürgangen. * * [1259] Erstlichen wurt der frei markt durch den stattknecht offenlichen in der kirchen verrueft, das von ainer herrschaft daselbs solcher freier markt uf dem rathhaus sechs wochen und drei tag gehalten werd, und der solle

10

menegclichem zu geprauchen erlaupt sein . . . . . .[2] Hernach ghat man nach mittag uf das rathhaus. Daselbs last die herrschaft ein besondern schulthaisen und zwelf richtere uß der gemaindt und kainen auß dem rath, auch ainen sondern gerichtsknecht setzen und ordnen, und täglichen, wann man

15

auf das rathhaus kompt und die gewonlich zech auß und fürüber, pflegt man gericht zu halten, und ist der gerichtsknecht zu verruefen, der herrschaft freier markt sei offen. Zu dem wurt auch ain baderhüetle davornen über den ehrtisch an drei fäden, gleicher gestalt wie ain wagschüssel,

20

in der stuben ufgehenkt, und welcher zu der stubenthür hinein geet, der mueß sein hüetlin zuvoran abziehen, mit unbedecktem haupt hinein geen und ain häller zwischen den zwaien mittlen fingern, das ist inter medium et annularem, haben und ine vor ime inhin pieten, darzu sprechen:

25

»Erschrecken nit!« auch sich gegem baderhüetle naigen und verner sagen: »Da freie ich mit gegen meinem gnedigen herrn, dem künig (dann das ufgehenkt baderhüetle wurt »mein gnediger herr, der künig« genannt) mit ainem mark silbers, den haller hiemit ins hüetle legend; darbei vleisig

30

acht nemen, das er das hüetle oder den faden, daran es hangkt, niendert berüere. Und welcher sich also dermaßen, wie gehört, befreiet, der ist, so lang er in der stuben bleibt, frei; als oft aber ainer herauß geet und wider hinein will, der mueß sich allewegen obberichter maßen widerumb

35

befreien. Wann aber ainer in berüerte stuben geet und ains oder mer oberzellter ceremoni, als mit reverenz des künigs oder in ander weg, überschreit und nit erstatt, so hat alsdann der nechst, welchen lust, macht [1260] ze fragen, ob der herrschaft freier markt offen seie. Antwurt der schult-


  1. richtern] hs. richten.
  2. . . . . . .] lücke in der hs. von anderthalb linien.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_062.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)