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haiß ja. Darauf nimpt der, so clagen will, ain fürsprechen und rathgeben, clagt zu dem, so die unzucht begangen, wie das er sein gnedigen herren, den künig, entunert etc., mit böster form, als man mag. Dernhalben fart er ime mit

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seinem gueten guet und nimpt etwas an seinem leib, es seie huet, rock, wamas, hosen, girtel, gewehr etc., oder ain ligends stuck, ain acker, wis, garten, haus oder hof, und nennt dasselbig uf sein guet; auch nennt er das, darauf er ainem faren will, ain guet, als exempli gratia: Ich

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Lorenz clagte zu Steffan und sagte darbei: »Ich fare mit meinem gueten guet, namlichen mit meinem rock (und züge denselbigen ab), dem gemelten Steffan uf sein guet, namlichen hosen und wamas«; so muest der gedacht Steffan hosen und wamas abziehen und wan er schon hosen und

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hemedt (salva reverentia) behedelt hette; dann man hat macht, alles, so ainer am leib, darauf zu faren, allain das underhemet außgenomen). Nach solchem stat der gerichtsknecht davornen uf dem bank und rueft, obs iemands welle bössern, zum ersten, andern und dritten mal. Wills dann

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der cläger, oder antwurter bössern, spricht er: »Ich wills bössern mit ainem, zwaien, dreien oder mehr marken silbers, oder mit farender haab, oder ligenden güetern. Wellen sie es aber nit mer bössern, sagt ir ieder, er hab ain guet guet. Uf sollichs gat das gericht hinauß und schetzt die

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güeter, darauf sie ainandern seind gefaren, welches guet bösser seie, dann das ander, ob des clegers, darmit er dem antwurter ufgefaren, oder ob des antwurters bösser, dann des clegers seie, welcher dem andern thail nachgeben soll. Und komen alsdann die richtere wider in die stuben.

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Darauf fragt des clegers fürsprech den cleger heimlich, ob er das guet, uf welches er gefaren, behalten oder lassen wölle. Dargegen fragt des beclagten fürsprech den antwurter offenlich, ob er auch behalten oder lassen woll. Wann er dann behalten oder lassen will, offnet des clegers

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fürsprech auch, ob er behalten oder gelassen hab. So haben sie dann baid behalten, so schetzt der richter, welcher dem andern soll hinauß geben. Derselbig mueß dann dem gegenthail, was geschetzt wurt, biß zum zwainzigisten tag (das ist uf Hilari, so das gericht ain ort hat)

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erlegen und bezallen, und ime der ander sein guet lassen, es gefalle ime oder nit. Wurde es aber zu theur geschetzt, das gewohnlichen beschicht, so mueß der, der behalten hat,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_063.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)