Seite:De Zimmerische Chronik 2 065.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vom adel, und hielt sie dahin, das sie im ain abtrag thuen und ain harte verschreibung, die noch vorhanden, über sich geben musten. Und ist der dorheit noch kein ende. Sie widersetzen sich ir herrschaft, die sie doch biß anhero ganz

5

gnedigclichen gemainet, auch vor andern orten ir haimwesen zu inen gesucht, ohne alle erhebliche oder billiche ursach; lassen sich auch, zum theil ungetrewe und ainsteils unverstendige, ganz schimpflich über alles gnedigs und vilfeltigs ersuchen verfüeren. Dess haben sie bei wenig jaren ain

10

faiste saw haimtragen, fürnemlich als sie mit irer herren und obrigkait, der truchseßen, underthonen uf dem landt über alle verträg der gaisen halb in ain span kommen. Seitmals sie die landtleut mit dem trib ires viches unbelestiget solten[1] lasen, do gaben sie für, die gaisen weren kein vich; also

15

wardt inen replicirt, so die gaisen kain viche, so müest der span uf die schneider verstanden werden. Sie haben auch endtlichen zu letzsten ir anforderung und sach vor der regierung zu Inspruck verloren[2]. Wilhalm von Reischach, der ainest seiner gueten sprüch

20

halb ganz abenteurlich, auch den truchseßen und menigclich ganz angenem war, der gab denen von Waldsee und den andern vier zugehörigen österreichischen stetten, der truchseßen inhaben, nachvolgende epitheta: Er nampt die von Munderkingen rossdeuscher, die ledergerber von Riedlingen,

25

die weber von Sulgow, die pauren von Mengen, sodann die von Waldsee nampt er die herren von Waldsee. Het er diese dorheiten von inen erlept, er wurd inen ain andern titel geben haben. Dieser Wilhalm von Reischach het ain rechtfertigung am cammergericht zu Speir vil jar hangen, wie dann vil alter

30

sachen alda langsam ußgesprochen werden, daran doch die parthein zum theil selbs schuldig. Nun kam er uf ain zeit geen Speir zu grave Adamen von Beuchlingen, dem cammerrichter. Der und andere assessores mechten in trefenlich wol leiden. Er sprach under anderm zu inen: »Gewin ich

35

mein sach bei euch, so sein ir from leut, aber verliere ichs, botz herziger herz! so sein ir all lecker und bueben.« Er thette sein fürtrag selbs vorm cammergericht mit ainem sollichen beschluß (namlich behielt er beim aidt, das er ain gerechte sach het und die nit verlieren könte), das sein


  1. solten] hs. solte.
  2. verloren] vgl. Waldsee und seine Vorzeit von Eggmann, s. 117 ff., wo jedoch dieses außtandes nicht gedacht wird.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_065.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)