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ritten, darab sich menigclich so hoch verwundert, das ains thails sich hören lassen, vermainende, der bös gaist het in hinauf getragen. Und als er ain guete weil bei inen verharrt und er das ross die stiegen wider hinab hat wellen

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füeren, hat er das kains wegs hinab bringen künden, und wiewol seine gesellen vil desshalben versucht, hat es doch auß ursach, das das pferdt gar erscheucht und erschrocken (wol zu achten, was es gesehen), nit sein megen; in somma, es hat so heftig hünder sich zogen und dermaßen gedopt,

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das sie sich verwegen gehabt, sie wurdens mit kaim lieb hinab bringen. Letstlich, als all ir arbaiten und versuchen vergebens und umb sonst gewest, haben sie dem ross alle viere zusamen gebunden, ain wandt außgeprochen und das ross also an sailern hinab gelassen, dardurch bemelter

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Hartman, als ain voller, unbesinnter mentsch, zu zorn bewegt, das er angefangen zu schweren und zu fluchen und mehrmals gesagt: «Wol abher (hat damit sein ross gemaint) in hundert tausendt teufel namen!» Nachdem nun das ross also hinab wider uf den boden komen, hat sollichs der Hartman

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gleich in karren eingesetzt, ist damit ganz zornig und ungedultig uf den aubendt wider haim geen Mösskirch gefaren. Nach dem nachtessen, als er frölich mit weib und künden gewest, auch desselbigen tags vergangen handlungen nicht mehr nachgedacht, ist er in stall gangen, des willens, sein

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ross, wie er dann vormals phlegt hat zu thuon, zu versehen. Als er nun das fuetter in aim messle und zu dem ross, das er zu Buchen gehabt, kommen, im sollichs in barn zu schitten, hat er an der andern seiten im selbigen stand gegen im hinüber ain gestalt ains mans, den er doch nit

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gekennt, steen sehen. Derselbig hat auch ain mössle, zugleich wie er, in henden gehabt und dergleichen gethon, als ob er dem ross auch fuetter well fürschütten. Derhalben Hartman zu ungedult bewegt, wiewol er ain hell liecht im stall gehabt, aber doch die gestalt nit erkennen künden, hat er

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gefragt, wer er sei. Als im derselbig kain antwurt geben, hat Hartman gesprochen, er soll sich packen, er künd sein ross wol versehen. Und als derselb aber nit weichen, auch nochmals kain antwurt geben, sonder in bedauchte, er wellte fort fahren, dem ross fuetter zu geben, ist Hartman erzürnt

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worden [370] (dann er sich ihe kains gespensts oder trugnus des bösen feinds versehen), das er sein messlin mit fuetter, so er noch in der handt, dem, so gegen ihm hinüber seins

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_105.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)