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bedunkens gestanden, an kopf zu schlagen vermaint. Er hat aber hiemit niemands getroffen, sonder nur in luft geschlagen. Damit ist auch dieselbig gestalt verschwunden, also das Hartman nichts mehr gesehen, auch nit gewisst,

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wohin die komen. Wiewol nun Hartman ain beherzter, verwegner mentsch gewest, wie er dann sollichs seine tag vilmals bewisen, ist in doch ain solche gehe, unversehne vorcht und grausen angestoßen, das im gar nahe all kraft seiner glider entgangen und beschwerlich auß dem stal wider in

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die stuben kommen megen. Als in das weib gefragt, hat er ir mit müeh sagen künden, was im begegnet, und ist über allen leib, auch in allen klaidern so naß gewest, als ob er durch ain wasser wer gezogen worden. Gleich hat er sich in ain bet gelegt und noch dieselbig nacht so krank

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worden, das er sich, wie aim christenmentschen gepürt, versehen lassen, und ist des morgens vor tags schier in unbesinnter weis gestorben. An seinem absterben ist menigclichem zu Mösskirch, insonderhait aber herrn Gottfriden freiherren von Zimbern laid beschehen; den hat er als ain

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gueten und getrewen Zimbrischen lange zeit hernach geclagt.


Hierinnen wurt angezaigt von fröle Anna freiin von Zimbern, auch wie ir schwester, fröle Catharina, abtissin zum Frawenmünster zu Zirrich worden.
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Wie in etlichen hievor geschribnen capitln gehört, das weilundt herr Johanns Wernher zu Zimbern der elter in seinem vertreiben und verjagen zu Wesen in Schweiz sich enthalten und seiner döchtern zwo, die eltesten, namlich fröle Anna und fröle Catharina, geen Zirrich in freien stift

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zum Frawenmünster gethon, daselbst sie dann auch angenomen worden, so ist zu wissen, das die elter, fröle Anna, ir lebenlang in solchem freien stift verharret. Die hat iren geschwistergiten zu guetem, auch auß bevelch ires herrn vatters, seitmals sie erwachsen gewest, aller kunftigen

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erbschaften sich verzigen und ir gerechtigkait irem geschlecht übergeben. Solliche übergab ist vor aim gesessnen rath zu Zirrich beschehen, und ist Conradt vom Stain zu Stainegk ir vogt gewesen. So hat Niclaus Uol, der ires herrn vatters anwaldt gewesen, die übergab von bemelts seins herren

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_106.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)