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wegen empfangen; actum anno domini 1488. Hernach über etliche jhare, namlich anno domini 1515, haben ire baid brüeder, herr Johanns Wernher und herr Gottfridt Wernher, ir ain järlichs leibgeding verschriben, welchs sie doch über

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zwai jhar nit eingenomen, dann sie nit lang hernach gelebt, sonder, als am zallt nach Christi unsers lieben herren gepurt 1517, [372][1] zu Zirrich gestorben und daselbst im Frawenmünster begraben worden. Ir schwester, das jung fröle Cathrina, hat sich in ir jugendt so wol in bemeltem freien

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stift gehalten, das, demnach weilunt fraw Elsbeth, abtissin daselbst, die ain grefin von Weisenburg und die letzst ires geschlechts gewest, anno domini 1499[2] mit todt abgangen, sie von gemainen conventfrölin, deren domals ain guete anzal von grefinen und freiinen darinen waren, als Helfenstain,

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Leiningen, Hewen, Geroltzegk und andere, zu ainer abtissin ward erwelt; geschach in obernenntem jhar[3]. Hernach, anno domini 1509, zinstags nach Invocavit, hat sie vor hofgericht zu Rotweil umb alle patrimonia und anfell gewonlichen verzig gethon, in beisein ires mit recht erkennten vogts,

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schenk Christofs von Limpurg, auch irer baider brüeder, herr Johannsen Wernhers und herr Wilhelm Wernhers, die solche übergab für sich und irn brüeder, herrn Gottfrid Wernhern, so domaln nit zugegen, angenomen. Dargegen haben ire brüeder ir auch ain jerlichs leibgeding verschriben,

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welchs sie doch an bemelte ire brüeder nie erfordert, auch irem eltesten brueder, herrn Johannsen Wernhern, den leibdingsbrief, den sie von im gehabt, freiwilligclichen wider herauß zu seinen handen geben. Nun ist sie in solchem freien stift ungevärlich bei vier und zwainzig jharn abtissin

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gewest. Mittlerweil haben doctor Martin Lauter und andre wider das bapstum geschriben, dardurch Ulrich Zwingle erweckt, gar nahe ganz Helvetiam mit seiner lehr unrüebig gemacht. Under andern orten aber hat sich die statt Zirrich der religion halben größlichen empört, also das der rath

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daselbst disen freien stift zum Frawenmünster eingenomen, die güeter einzogen und die obbemelt abtissin pensioniert hat. Domals ist sie von ir prelatur gestanden, hat sich derselben verzigen und die aim rath zu Zirrich übergeben[4]


  1. 372] auf S. 371 sind die vereinigten wappen von Zimmern und vom stift Frauenmünster in Zürich.
  2. 1499] nach Milinen, Helvetia sacra II, 95, starb sie im jahre 1496.
  3. jhar] d. i. im jahre 1496.
  4. übergeben] vgl. G. von Wyss, Geschichte der Abtei Zürich s. 110 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_107.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)